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Jugend forsch: Ost/Fichte startet einen Neuanfang

Aufbruchstimmung nach Abstieg in Handball-Kreisliga B

Von Sebastian Schuster
Bielefeld (WB). Zahlen sagen mitunter mehr als tausend Worte. 23 Spiele, 23 Niederlagen, null Punkte auf der Habenseite, fast 400 Tore mehr kassiert als selbst erzielt: Solche Horrorbilanz mag für viele Vereine ausreichend Grund sein, den Kopf in den Sand zu stecken, um Hohn und Spott zu entgehen. Anders beim Handball-Kreisligisten HSG Ost/Fichte.

Frust scheint bei dem weit abgeschlagenen Tabellenschlusslicht der A-Liga ein Fremdwort. »Natürlich hat diese Spielzeit enorm an unseren Nerven gezehrt. Nach dem letzten Spieltag werden wir alle sicherlich drei Kreuze machen«, sehnt auch HSG-Coach Klaus Loehnig sehnsüchtig den Abpfiff einer Saison voller Pleiten, Pech und Pannen herbei. Mindestens genauso freut sich der Übungsleiter auf die neue Spielzeit in der Kreisliga B. Gerne betont er: »Bei uns tut sich was.«
Seinen Lauf nahm das Unheil bereits gegen Ende der Vorsaison. Hartnäckig kursierten die wildesten Gerüchte rund um die Heeper Fichten. »Auflösung? Davon kann hier keine Rede sein«, hieß es von offizieller Vereinsseite. Doch letztlich verließen neben Trainer Friedhelm Siefert scharenweise Leistungsträger den Klub. Ein Aderlass, der nur schwer zu kompensieren war. Loehnig: »Der Verein hatte sich damals zusammengesetzt und beschlossen, eine Mannschaft quasi aus dem Boden zu stampfen.«
Dabei herausgekommen ist ein nicht alltägliches »Treffen der Generationen«. Verdiente »Haudegen« wie Reinhard Kuschmierz und Andreas Bunte spielten neben A-Jugendlichen; teils standen gar die Nachkommen etablierter Spieler auf dem Parkett. Um den Klassenverbleib zu bewerkstelligen, war diese Mixtur aber ungenügend. Loehnig: »Natürlich hatten wir uns einen anderen Saisonverlauf erhofft. Doch durch den früh feststehenden Abstieg hatten wir wenigstens Planungszeit für das kommende Handballjahr«.
Zeit, die in den Heeper Fichten nicht vergeudet wurde. Trainer und Vorstand erarbeiteten ein umfangreiches Konzept, das die HSG Ost/Fichte in den kommenden Jahren von Grund auf umkrempeln und die Rückkehr ins Kreisliga-Oberhaus ermöglichen soll.
»Wir werden einen rigorosen Neuanfang starten und in der Kreisliga B hauptsächlich auf junge Hüpfer setzen«, schwebt dem Coach bereits ein genaues Bild der »Revolution« vor. Gespräche mit potenziellen Neuzugängen wurden bereits geführt, dennoch ist der Verein offen für alle interessierten jungen Spieler. »Bei uns bekommen die Nachwuchsakteure die Entwicklungszeit, die sie benötigen. Wir wollen einen vernünftigen Aufbau starten und der Jugend die Gelegenheit geben, in aller Ruhe Erfahrung im Herrenbereich zu sammeln«, entdeckt Loehnig in der neuen Vereinspolitik der HSG Ost/Fichte viele Vorteile und Entwicklungschancen für junge Handball-Liebhaber.
Dass er selbst als »Opa« der richtige Mann für den Neuaufbau ist, bezweifelt er keineswegs. Dennoch, so der 53-Jährige, »hätte ich kein Problem damit, einem jungen hungrigen Trainer, der Interesse an dem Aufbau und der Prägung einer völlig neuen Mannschaft hat, Platz zu machen.« Der Aktion »Jugend forsch« soll sich bei der HSG schließlich jeder unterordnen.
Dennoch werde man laut Loehnig auch im nächsten Jahr auf den ein oder anderen Routinier bauen: »Ganz ohne die geht es auch nicht.« Bei der HSG Ost/Fichte tut sich tatsächlich was!

Artikel vom 19.04.2007