Neue Dauerausstellung im Naturkundemuseum wird Samstag eröffnet
Von Gerhard Hülsegge und Hans-Werner Büscher (Fotos) Bielefeld (WB). Das Fast-Food-Trio Currywurst, Pommes und Mayo kommt jetzt auf die Anklagebank. Der Bär sitzt zu Gericht. Tiger, Korallenaffe und Feldhamster sind als Zeugen geladen. Ort der Verhandlung: das komplett renovierte Naturkundemuseum (namu).
Dort wird am kommenden Samstag die Dauerausstellung der AG »Museumsreif« eröffnet. Thema für die nächsten zehn Jahre ist im 1. Obergeschoss unsere Umwelt. Fünf Themenräume werden behandelt. Sie beschäftigen sich mit der Vielfalt von Tieren und Pflanzen, dem Flächenverbrauch, dem Verhältnis von Mensch und Tier, eingewanderten Tierarten (wie Wachbär und Fasan) sowie dem Klima, dessen Wandel unsere Erde nach Ansicht vieler Wissenschaftler nachhaltig gefährdet. »Bei uns geht es aus dem Fahrstuhl direkt auf Zeitreise in das Jahr 2525«, erklärt Dr. Isolde Wradzidlo. Die Museumsleiterin hat 400 000 Euro in den Umbau des Hauses an der Kreuzstraße investiert. Gelder der Stadtwerke und der NRW-Stiftung für Umwelt und Entwicklung wurden hierfür verwendet. Denn den Besuchern soll mehr geboten werden als trockene Info-Kost mit Bildern oder Stellwänden. Zum Beispiel die Familie Maulwurf, kunstvoll behäkelt von Siglinde Meinders (64). Die gelernte Textil-Musterzeichnerin aus Bielefeld kam durch ihre Enkelin Marja (9) dazu, erst Schweine, dann Torten und Obst stoffreich in Szene zu setzen. »Das hat mir richtig Spaß gemacht«, berichtet die Großmutter und hat für die Ausstellung im »namu« sogar Riesen-Pommes-Frites und Mayonnaise warm verpackt. Tochter Sandra (34) brachte zusammen mit der Künstlerin Alexandra die Farbe in den »Vielfaltsraum«. Dort ist der Regenwald nachgebildet. In 14 Vitrinen wird gezeigt, was Menschen von Tieren lernen können oder schon gelernt haben. So haben die Entwickler von Einparkhilfen unter anderem der Fledermaus die Echo-Ortung abgeschaut. Ein Thema, das sicher nicht nur Damen interessiert. Sollen Bär, Wisent und Luchs wieder in Deutschland einwandern? Auch dieser Frage wird - pro und contra - Raum gegeben. »Die Besucher sollen selbst entscheiden«, sagt Isolde Wrazidlo und lädt in ein besonderes Wohnzimmer ein: die Heimstatt bunter Koffer, mit denen jene Tiere aus fremden Regionen angereist sind, die sich in hiesigen Gefilden bereits heimisch fühlen. Warum wird das Drei-Liter-Auto nicht mehr gebaut? Welche Mitschuld trägt der Mensch an der Ausrottung von Riesenhirsch und Mammut? Welche Gefahren drohen dem Nautilus? Diese und viele andere Fragen werden im »namu« bei der neuen Dauerausstellung wort- und bildreich beantwortet. Kinder haben am Samstag ab 14 Uhr und Sonntag freien Eintritt Sollte ihnen danach der Sinn nach Essbarem stehen, dürfen sie - so viel sei verraten - nicht nur zur Bio-Kartoffel, sondern auch zur Mayo greifen. Für die Beilage müssen keine Gifte verspritzt und keine Wälder gerodet werden. Das tierische Urteil ist deshalb klar: »Freispruch, euer Ehren!«
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