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Faire Bananen für Achim Achilles

Hermannslauf 2007: Kampfabstimmung im Kreis der TSVE-Organisatoren

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Gruppendynamisch ideal, Hand in Hand arbeitend, perfekt eingespielt - das sagte man sich bislang über die Organisatoren des Hermannslaufes. Und jetzt das.

»Erstmals in der Geschichte dieser Veranstaltung hat es eine Kampfabstimmung gegeben«, berichtete gestern Rudi Ostermann von ungeheuren Vorkommnissen im inneren Laufzirkel des ausrichtenden TSVE 1890 Bielefeld.
Schon das Ergebnis verriet, dass es ein Diskussionsmarathon war, der vor der 36. Auflage am 29. April absolviert wurde: Zwei Ja-, eine Nein-Stimme und vier Enthaltungen. Wahrscheinlich haben die Hermannslauf-Macher noch nie so erbittert gerungen. Es ging um den Umweltschutz, aber eigentlich eher um jene vier Sicherheitsnadeln, die die Aktiven in ihrem Päckchen finden, um die Startnummer am Funktionshemd zu befestigen. Jeder Läufer hat inzwischen Berge dieser Silberlinge, die 1849 von Walter Hunt erfunden worden sind, zu Hause und weiß schon längst nicht mehr, wohin damit. Sollen wir also besser darauf verzichten? Das war die Frage, um die so erbittert gestritten wurde. Nun gibt es erstmals keine Sicherheitsnadeln, und plötzlich ist die Unsicherheit groß. Wird der Lauf der Ostwestfalen über 31,1 Kilometer vom Hermannsdenkmal zur Sparrenburg deshalb trotzdem alle anderen Rennen ausstechen? Wer Zeit hat, solche Probleme hin und her zu wälzen, der darf mit Fug' und Recht behaupten, ansonsten alles im Griff zu haben. In der Tat: Vom Transport der 7100 Teilnehmer bis hin zu den Straßensperrungen läuft einfach alles. Aber auch die Neuerungen des Jahres 2007 dürften sich schnell bewähren.
»Beim Hermannslauf machen jetzt auch Pferde mit«, ließ Entgelmeier gestern überraschend wissen. Aber natürlich wird im »Hermann« nur außer Konkurrenz geritten, und auch bei den Teilnehmerzahlen werden Ross und Reiter nicht mitgezählt. Die Pferde werde vom Deutschen Roten Kreuz gesattelt, um die medizinische Versorgung weiter zu verbessern.
Erstmals dürfen sich die Aktiven dieses Mal mit fair gehandelten Bananen stärken, von deren Verkaufserlös die Bauern in der dritten Welt überdurchschnittlich profitieren. 6200 dieser natürlichen Energieriegel liegen zur Stärkung bereit. So kann auch der wohl bekannteste Teilnehmer guten Gewissens zugreifen. Der freie Journalist und Autor Hajo Schumacher nimmt erstmals in OWL die Beine in die Hand. Als Achim Achilles ist er inzwischen in Läuferkreisen Kult. Denn unter diesem Pseudonym nimmt sich Schumacher in »Spiegel Online« der Sorgen und Nöte der »Lauf-Kundschaft« an. Aus den Woche für Woche hintersinnigen Betrachtungen, die auch in Buchform (»Achilles' Verse«, »Achilles' Laufberater«) erschienen sind, liest Schumacher am Samstag, 28. April, von 14 bis 15 Uhr bei der Läufermesse am Gymnasium am Waldhof vor.
Der weiteste Teilnehmer kommt 2007 aus Australien. »Die Popularität hat noch weiter zugenommen«, sagte TSVE-Chef Günter Entgelmeier nicht ohne Stolz. Was aber geführt hat, dass das Limit von 7100 Aktiven heuer erreicht wurde, bevor überhaupt irgendeine Anmeldefrist abgelaufen war.

Artikel vom 18.04.2007