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Schalke hält
den Druck aus

Heimsieg im schweren Geduldsspiel

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Die Blitztabelle leuchtete erst kurz vor dem Abpfiff am Video-Würfel der Arena auf. Der FC Schalke 04 glänzte als Erster. Ihre Hausaufgabe hatten die »Königsblauen« aber schon nach 64 Minuten erledigt, da stand das 2:0 gegen Cottbus fest.

Nur 19 Stunden durften sich die Bremer auf dem Gipfel sonnen, jetzt thront erneut die Mannschaft oben, die bereits seit dem 4. Februar die Liga anführt. 2:0 gegen Mönchengladbach, 3:0 in Mainz, 2:0 gegen Cottbus. Nach der 0:2-Lektion bei den Bayern haben die Schalker alle »Dreier« geholt und dazu kein Tor kassiert.
Der Sieg gegen die energischen Defensivarbeiter aus der Lausitz war dabei ganz sicher das schwerste Stück Arbeit. Ein ziemlich nerviges Geduldsspiel. »Aber die Mannschaft ist nie unruhig geworden, sie kann immer besser mit dem Druck umgehen«, freute sich Andreas Müller. Der Manager verteilte dann an seinen Kapitän ein Extra-Lob: »Marcelo Bordon hat alle mitgerissen. Wie er das entscheidende 2:0 gemacht hat, das war schon absolute Extra-Klasse.«
Der Brasilianer stemmte sich hoch und köpfte die Kugel in den Kasten. Anschließend strahlte er: »Als Abwehrspieler bekommst du nicht so viele Tormöglichkeiten. Um so schöner, dass ich heute mal erfolgreich sein durfte.«
Minuten vorher hatten die Schalker noch um ihren besten Mann gezittert. Nach einer foulen Attacke von Francis Kioyo musste er länger behandelt werden, hielt dann aber durch und sorgte nach dem Eigentor von Timo Rost (59.) in der 64. Minuten für den Endstand. Auf dem Platz feierte Bordon sein Tor überschwänglich, er hob gleich noch einmal ab.
Eine Stunde später stand der erneut überragende Abwehrchef aber wieder fest mit beiden Beinen auf dem Kabinenboden: »Wir müssen weiter gewinnen. Wir haben noch nichts geschafft. Wir sollten nicht so viel reden und vorsichtig mit unseren Worten sein.«
Das war eine kleine Spitze gegen Hamit Altintop, der schon keck verkündet hatte: »Die Bremer können spielen wie sie wollen, wir geben die Schale nicht mehr her.«
Das sind vorlaute Töne, die auch die »Macher« des Titelanwärters nicht so gern hören. Selbstbewusstsein ist gut, volle Konzentration noch besser. Trainer Mirko Slomka wollte und konnte die Frage aller Fragen (»Wird Schalke jetzt Meister?«) natürlich nicht beantworten: »Sicher, wir haben die Qualität, um das große Ziel zu erreichen. Aber jeder Punktverlust kann Schlimmes bedeuten. Es ist immer noch ein weiter Weg.«
Die Reise führt jetzt zum Nachbarn Bochum. Die letzten drei Gegner heißen dann Nürnberg, Dortmund und Bielefeld. Manager Müller erwartet einen ganz knappen Titelrennen: »Ich glaube, wir müssen alle vier Spiele gewinnen.«
Das wäre meisterlich, dann könnte kein Verfolger die Schalker von der Spitze verdrängen. Eine Hochrechnung, die allerdings noch mit Toren zu lösen ist. Eine andere Bilanz steht dagegen bereits im US-Wirtschaftsmagazin »Forbes«. Hier werden die »Königsblauen« in der neuen Hitliste der reichsten europäischen Vereine als die Nummer zehn erstmals unter den Top Ten geführt. Also: die Kasse klingelt, die »Kohle« kommt. Jetzt fehlt nur noch die Schale.

Artikel vom 23.04.2007