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»Jagd auf Waschbären stoppen«

Nächtlicher Räuber ist in Ostwestfalen-Lippe heimisch geworden

Von Ernst-Wilhelm Pape
Salzkotten (WB). Zwischen Jägern und Naturschutzorganisationen ist ein heftiger Streit über die Jagd auf Waschbären entbrannt.

Der sprunghafte Anstieg der Zahl der Waschbären in Nordrhein-Westfalen wird von den Jägern kritisch beobachtet, da der nächtliche Räuber keine natürlichen Feinde habe und als Allesfresser auch Gelege von Bodenbrütern und Singvögeln plündere.
Nach Angaben des Bundes für Tier- und Naturschutz Ostwestfalen-Lippe mit Sitz in Salzkotten (Kreis Paderborn) besteht nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen kein Grund zur Verteufelung des Waschbären. Dieses Tier habe sich in den beinah 50 Jahren, in denen es in Ostwestfalen-Lippe heimisch wurde, gut in die Natur integriert. Der Waschbär schädige auch keine anderen Arten nachhaltig sagte Britta Gorsler, Sprecherin des Bundes für Tier- und Naturschutz. Auch der Vogelwelt füge der Waschbär keine ernsthaften Schäden zu.
Die Jagd auf Waschbären sei genauso wenig tolerierbar, wie die Jagd auf andere Beutegreifer. Insbesondere die Fallenjagd sei auf das Schärfste zu verurteilen, sagte Gorsler. Waschbären würden mit der Pfote und nicht mit der Schnauze nach dem Köder greifen. Deshalb seien die sogenannten Totschlagsfallen schon bei Beutegreifern wie Fuchs, Marder und Co oftmals nur langsam und qualvoll.
In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der erlegten Waschbären in NRW von unter 500 auf 4617 im Jagdjahr 2005/2006 gestiegen, sagte Wilhelm Deitermann von NRW-Umweltministerium. Ältere Tiere hätten eine Schonzeit vom 1. April bis 15. Juli. Jüngere Waschbären könnten das ganze Jahr über gejagt werden. »Die Waschbären laufen uns aus Hessen zu,« sagte Deitermann. Somit gebe es die größten Vorkommen in den Kreisen Höxter und Paderborn.
Ihr natürlicher Lebensraum sind gewässerreiche Misch- und Laubwälder. Da Waschbären ihre Nahrung häufig in seichten Gewässern abtasten, wurde früher irrtümlich vermutet, dass sie die Nahrung waschen.

Artikel vom 17.04.2007