18.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Brackwede hilft Madagaskar

Staatspräsident Marc Ravalomanana Gast im Handwerksbildungszentrum

Von Lars Rohrandt und
Bernhard Pierel (Fotos)
Brackwede (WB). Der Präsident der Republik Madagaskar, Marc Ravalomanana, hat gestern Bielefeld besucht. Im Brackweder Handwerksbildungszentrum (HBZ) wurde in seinem Beisein ein Partnerschaftsvertrag zwischen dem HBZ und einem Bildungszentrum in der madagassischen Hauptstadt Antananarivo unterzeichnet.

Der Vertragsinhalt: Von September an werden zwölf Madagassen in Brackwede in Bauberufen geschult. Dieses Wissen sollen sie dann in ihrer Heimat an junge Menschen weitergeben. »Bilde die Ausbilder aus«, lautet das Prinzip.
»Ich freue mich, hier in Bielefeld und im Bildungszentrum zu sein«, sagte der 2001 gewählte Ravalomanana. Dass das Staatsoberhaupt während seines Deutschlandsbesuchs am Teutoburger Wald Station machte, hat einen triftigen Grund. Seit 2002 pflegt das HBZ freundschaftliche Beziehungen zu Madagaskar und hilft mit Wissen und Material. Der Kontakt entstand zwischen HBZ-Geschäftsführer Axel Gutounik und dem damaligen madagassischen Botschafter und heutigen Präsidentenberater Dr. Denis Andriamandroso. Seit 2004 betreibt das HBZ eine Abteilung, die sich mit Bildung für den internationalen Bereich beschäftigt.
»Das Netzwerk, das bisher entstanden ist, wollen wir mit dem Partnerschaftsvertrag weiter ausbauen«, sagte Gutounik. Das Interesse Ravalomananas gilt besonders der dualen Ausbildung in der Bauindustrie. Madagaskar hat 17,5 Millionen Einwohner und gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Das soll sich ändern: Gestern warb der Präsident vor 50 deutschen Gästen für Investitionen in seiner Heimat und ließ den Aktionsplan »Madagaskar 2005 bis 2012« vorstellen. Lutz Pollmann, Honorarkonsul Madagaskar und Hauptgeschäftsführer der baulichen Verbände NRW, sagte, dass der Wille zu Investitionen prinzipiell da sei, aber Kooperationspartner vor Ort vonnöten seien.
Ravalomanana betonte, dass sein Land bereits viele Fortschritte gemacht habe (eine funktionierende Bürokratie, Kampf gegen Korruption) und in Afrika eine Vorreiterrolle spiele. Aber vor allem bei der Infrastruktur sei Hilfe notwendig. Stolz stellte er aber fest: »Bei uns herrschen Demokratie, Sicherheit und Kontinuität.«
Zur 45-köpfigen madagassischen Delegation gehörten auch drei Minister. Vor dem Besuch an der Arnsberger Straße hatte die Gruppe die Firma Claas (Harsewinkel) besichtigt. Dann empfing Bielefelds Oberbürgermeister Eberhard David den Präsidenten.
Zum vom HBZ organisierten Madagaskar-Tag am Teuto gehörten für die »First Lady« Lalo Ravalomanana Besuche bei »Gerry Weber« in Halle und der von-Bodelschwinghschen Anstalten Bethel. Der 13-jährige Mike Tsara, eines von vier Kindern der Ravalomananas, erhielt als Geschenk von Gutounik einen Bugatti als Modell. Aus Köln waren die Madagassen nach Bielefeld gereist. Heute halten sie sich in Hamburg auf, und morgen geht es weiter nach Berlin, wo Bundespräsident Horst Köhler Ravalomanana zum zweitägigen Staatsbesuch empfängt.

Artikel vom 18.04.2007