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Tanzende Schauspielerin

Márcia Haydée feiert morgen ihren 70. Geburtstag

Auch mit 70 ist ans Aufhören nicht zu denken. Márcia Haydée (Mitte) bei einer Probe zu »I Fratelli - Die Brüder«. Foto:dpa

Stuttgart (dpa). Wohl nur Ballettlegenden können mit solchen Ehrerbietungen aufwarten: Wenn das Stuttgarter Ballett am 21. April »Romeo und Julia« gibt, schnüren für Márcia Haydée noch einmal Altstars der internationalen Ballettszene die Tanzschuhe. In Stuttgart feierte die Ballerina ab den 1960ern und später als Ballettdirektorin und Choreografin ihre größten Erfolge.
In ihren großen Frauenporträts in »Romeo und Julia«, als Tatjana in »Onegin« und Katharina in »Der Widerspenstigen Zähmung« zeigte sie, wie eine Tänzerin Energie aus sich selbst schöpft und nicht nur auf Muskeln und Technik setzt. Diesem Stil blieb Marcia Haydée Salaverry Pereira da Silva, die am 18. April 1937 in Niteroi bei Rio de Janeiro als Arzttochter geboren wurde, bis heute treu.
Neben der Arbeit als Ballettchefin in Santiago de Chile steht sie nicht zuletzt wegen des Blumenregens und der Hochrufe bis heute immer wieder auf der Bühne.
Dabei sieht sie sich nicht als klassische Tänzerin im engen Sinn. »Ich war immer eine tanzende Schauspielerin«, sagt Haydée. Im klassischen Ballett des 20. Jahrhunderts hat sie einen deutlichen Fußabdruck hinterlassen. Mit vier Jahren begann Márcia Haydée zu tanzen und absolvierte die »Royal Ballet School« in London. Crankos Choreografie zu Sergej Prokofjews »Romeo und Julia« war für sie 1962 der Beginn einer großen Karriere. Cranko hatte sie vom Monte-Carlo-Ballet nach Stuttgart geholt. Er machte sie zur Ballerina und formte sie zu einer der besten Aktricen ihrer Zeit. Die erste Solistin tanzte mit Rudolf Nurejew, Mikhail Baryshnikov und Erik Bruhn. Trotz Ausflügen an die großen Bühnen der Welt ist Stuttgart längst ihre Heimat. Hier hat sie Crankos Erbe gepflegt, bis sie das Amt als Ballettdirektorin Mitte der 1990er nach einer Zeit künstlerischer und personeller Stagnation aufgab. Ans Aufhören denkt Márcia Haydée bis heute nicht. »Ich kann in Santiago pflegen, was ich gelernt habe«, sagt sie.

Artikel vom 17.04.2007