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Osteuropas
Bewerber-Duos
dürfen hoffen

EM 2012 wird morgen vergeben

Cardiff/Wales (dpa). Die Wahl des Gastgebers der Europameisterschafts-Endrunde 2012 ist für die Europäische Fußball- Union (UEFA) so knifflig wie lange nicht mehr.Michel Platini
Italien hat die Favoritenrolle bei der Vergabe durch die UEFA-Exekutive morgen in Cardiff wegen des Liga-Manipulationsskandals eingebüßt. Und da der politische Machtkampf in der Ukraine die gemeinsame Bewerbung mit Polen belastet, darf sich nun sogar Außenseiter Kroatien/Ungarn trotz der bekannt geringen Begeisterung der Magyaren für den Fußball noch eine Chance ausrechnen. »Einen Favoriten gibt es nicht«, sagte der deutsche UEFA-Vizepräsident Gerhard Mayer-Vorfelder vor der Entscheidung des 14-köpfigen Exekutivkomitees.
Trotz der instabilen Lage in der Ukraine spricht einiges dafür, dass erstmals seit 1960 ein Kandidat aus Osteuropa den Zuschlag bekommen könnte. Friedensnobelpreisträger Lech Walesa hat in einem Brief an UEFA-Präsident Michel Platini für das Kandidaten-Duo geworben. »Die Vergabe der EM an Polen und die Ukraine wäre ein deutliches Zeichen«, schrieb er. Diese Entscheidung würde keiner bedauern. Auch FIFA-Präsident Joseph Blatter bekundete seine Sympathien für die Bewerber-Gemeinschaft.
Entscheidend könnte der Einfluss von Platini sein. Der Franzose war auch dank osteuropäischer Stimmen im Januar ins UEFA-Spitzenamt gewählt worden und hätte nun Gelegenheit zur Revanche. Allerdings hat der 51-Jährige, als Profi einst bei Juventus Turin tätig, öffentlich bisher nicht zu erkennen gegeben, zu welchem Bewerber er tendiert.
Italiens neuer Fußball-Verbandschef Giancarlo Abete konnte Ende voriger Woche auf seiner EM-Werbetour bei Platini und Blatter nur die restlose Aufklärung des Liga-Skandals versprechen. »Es wäre nicht fair, zu verschweigen, dass die Bewerbung von den schwierigen Ereignissen in Italien überschattet wird«, sagte der Präsident des Organisationskomitees, Luca Pancalli, »doch der Plan für die EM 2012 zeigt, dass wir für die Zukunft zuversichtlich sind.«
Die Aktien von Kroatien/Ungarn sind durch die Turbulenzen bei den Rivalen gestiegen. »Wir würden lieber den EM-Zuschlag erhalten, als mit Kroatien Weltmeister werden«, sagte Vlatko Markovic, Präsident des kroatischen Verbandes. »Langfristig wäre das viel nützlicher für unser Land.« Kaum Interesse besteht aber bei den Menschen in Ungarn.
Die drei Bewerber haben nun heute in der walisischen Hafenstadt drei Stunden lang Gelegenheit, die 14 Exekutivkomitee-Mitglieder von sich zu überzeugen. Bei der Vergabe für die EURO 2004 hatte Außenseiter Portugal in letzter Minute noch die Gunst der Funktionäre gewonnen. 2008 werden Österreich und die Schweiz EM-Ausrichter sein. Noch nicht abgeschlossen ist die Diskussion, ob die UEFA 2012 von 16 auf 24 Mannschaften aufstockt. »Ich halte die Größe von 16 Teams für korrekt«, meinte Mayer-Vorfelder.

Artikel vom 17.04.2007