17.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schieder am Boden

Demut(h) vor den Banken


Es ist ein alter Hut: Sobald die Konjunktur anspringt, wird es für manche erst richtig ernst. Das Geld fließt zu langsam zurück, um die Lieferanten schnell genug zu bezahlen, damit sie weiter liefern. Sind die Gerüchte über Zahlungsprobleme erst einmal in die Welt gesetzt, wird es doppelt schwer.
Für Rolf Demuth spricht, dass er sein Lebenswerk nicht einfach im Stich lässt. Seit Dezember 2006, als sich mit Samir Jajjawi einer der beiden maßgeblichen Manager von Schieder verabschiedet hat, steht er wieder selbst in der Verantwortung - nun allerdings demütig, weil vollkommen abhängig von den Banken.
Demuth hat sich in der Möbelbranche nicht nur Freunde gemacht. Nicht bei den Mitbewerbern, die ihm teilweise vorwarfen, ihre Ideen aufzugreifen und deren Blaupausen in Polen oder China billiger produzieren zu lassen. Und auch nicht bei den Gewerkschaften, die immer wieder mit ihm im Clinch lagen. Nun aber fiebern alle, dass die Unternehmensleitung doch noch einen Weg aus der Krise findet, der möglichst viel Kapazität und Arbeitsplätze in Deutschland erhält. Insolvenz undÊWiedergeburt der Wellemöbel machen hier ein bisschen Hoffnung.
Manche mögen Demuth vorhalten, er habe sich zuletzt zu wenig um den wichtigen Heimatmarkt gekümmert. Doch gehörte es vorher nicht gerade zum Erfolgsrezept des Unternehmers, dass sein Horizont niemals an den Landesgrenzen endete?
Bernhard Hertlein

Artikel vom 17.04.2007