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Tod am Hochbahnsteig:
16-Jähriger verblutet

Zeuge will Rangelei gesehen haben - Polizei ermittelt

Von Jens Heinze und
Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). War es ein tragischer Unfall oder das tödliche Ende einer Rangelei unter Freunden? Am vorigen Samstag gegen 20.50 Uhr ist ein 16-Jähriger an der Haltestelle »Schüco« von einem anfahrenden Stadtbahnzug erfasst worden. Der Junge verblutete im Rettungswagen. Die Ermittlungen der Fahnder vom Verkehrskommissariat 21 laufen auf Hochtouren. Fahrlässige Tötung wird nicht ausgeschlossen.

Polizeiangaben zufolge war der junge Bielefelder in Begleitung von drei Freunden am Samstagabend mit der Stadtbahnlinie 2 (Milse-Sieker) in Richtung Innenstadt unterwegs gewesen. Schon im Zug, berichteten Zeugen, hätten die 16- bis 29-Jährigen ausgelassen getobt. An der Stadtbahnhaltestelle »Schüco« stieg die Gruppe dann aus dem Doppelwagen und ging auf dem Hochbahnsteig in Richtung der zur Herforder Straße anfahrenden Linie 2.
Offenbar unbemerkt vom 31 Jahre alten Stadtbahnfahrer geriet der 16-Jährige plötzlich zwischen den Zugwagen und den Anhänger. Letzterer erfasste den Jugendlichen und quetschte ihn zwischen Waggon und Betonkante des Hochbahnsteiges ein. Dabei erlitt der junge Bielefelder so schwere Verletzungen im Unterleib, dass auch der alarmierte Notarzt dem Opfer nicht mehr helfen konnte. Der 16-Jährige verblutete in einem Rettungswagen auf dem Weg ins Krankenhaus Gilead 1, bestätigten Polizei und Feuerwehr. Der 31-jährige Stadtbahnfahrer erlitt nach dem Tod des Jugendlichen einen Schock und musste psychologisch betreut werden.
Völlig unklar ist zur Zeit nach den Angaben des Leitenden Polizeidirektors Andreas Krummrey, warum der Jugendliche zwischen den mehr als 70 Tonnen schweren Doppelwagen gestürzt ist. Es gebe eine weitere Zeugenaussage, wonach es auf dem Hochbahnsteig an der Ecke Karolinen-/Herforder Straße zu einer Rangelei zwischen dem 16-Jährigen und seinen Begleitern gekommen sei. Deshalb, so Krummrey, Chef der für den Fall zuständigen Polizeidirektion Verkehr, könne eine fahrlässige Tötung des Jugendlichen zur Zeit nicht ausgeschlossen werden.
»Wir ermitteln in alle Richtungen«, stellte der Leitende Polizeidirektor klar. Die Leiche des 16-Jährigen sei vorerst beschlagnahmt worden. Über eine Obduktion des Getöteten sei noch nicht entschieden worden.
Nachdem Fahnder des Verkehrskommissariates 21 gestern bei Tageslicht die Haltestelle »Schüco« noch einmal nach Spuren abgesucht hätten, erhoffe man sich weitere Erkenntnisse über das tragische Geschehen vor allem von den drei Begleitern des 16-Jährigen. Krummrey: »Die Freunde des Getöteten sind gestern vernommen worden. Die Ergebnisse werden wir am Montag auswerten.«
Nach dem tödlichen Unfall - der Stadtbahnverkehr auf der Linie 2 war Samstagabend für fast eineinhalb Stunden unterbrochen - sucht die Polizei dringend wichtige Zeugen. Besonders ein junges Paar, das die Linie 2 mit dem 16-jährigen Opfer und seinen Freunden verlassen hatte, und ein Fahrgast, der zur Unglückszeit die Notbremse gezogen hatte, sollen sich unter Tel. 0521/5450 melden.

Artikel vom 16.04.2007