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Blutbad an US-Universität

Mehr als 30 Tote auf Campus in Virginia - Amokschütze erschießt sich

Washington (dpa). Beim bislang blutigsten Amoklauf in der Geschichte der USA sind nach offiziellen Angaben mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen.

Auf dem Gelände der Technischen Universität in Blacksburg (US-Bundesstaat Virginia) wurden bei zwei Schießereien gestern außerdem mindestens 29 Menschen verletzt. Unter den Toten ist der Polizei zufolge auch der Schütze. US-Präsident George W. Bush wollte sich noch am Abend mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit wenden. Das US-Abgeordnetenhaus legte eine Schweigeminute ein.
Kongressabgeordnete aus Virginia gaben am Abend die Zahl der Toten mit 32 an. Weiter hieß es, es gebe Hinweise darauf, dass sich der Amokläufer selbst erschossen habe. Dem Sender MSNBC zufolge soll es sich um einen jungen Mann asiatischer Abstammung gehandelt haben, der mit zwei 9-Millimeter-Handfeuerwaffen ausgestattet gewesen sei. Eine Bestätigung gab es dafür am Abend nicht.
Der Polizei und der Universitätsleitung zufolge begann das Blutbad am Morgen um 7.15 Uhr in einem Studentenwohnheim auf dem Campus der Polytechnischen Universität von Virginia in Blacksburg. In dem Wohnheim habe man dann den ersten Toten entdeckt. Zwei Stunden später seien Schüsse aus einem anderen Gebäude mit Vorlesungssälen gemeldet worden. Dort seien die übrigen Menschen getötet und verletzt worden. Wie die Polizei andeutete, begann der Täter während einer Vorlesung zu feuern.
Die Verletzten wurden in verschiedene Krankenhäuser gebracht. Mehrere von ihnen sollten sich in einem kritischen Zustand befinden. Wegen stürmischen Wetters konnten bei der Bergung der Verletzten keine Helikopter eingesetzt werden. Sie mussten in Krankenwagen transportiert werden.
Bush war nach Angaben seiner Sprecherin Dana Perino »völlig entsetzt«, als er von dem Blutbad hörte. Aus dem Ausland trafen Beileidsbekundungen ein, so vom französischen Präsidenten Jacques Chirac, der Bush, den Familien der Opfer und dem amerikanischen Volk die »totale Solidarität« der Franzosen zusicherte.
Universitäts-Präsident Charles Steger sprach von einer »Tragödie monumentalen Ausmaßes«. Die Universität befinde sich »in tiefem Schock, und wir sind entsetzt«. Er ließ offen, ob es sich bei allen Opfern um Studenten handelt oder ob sich unter ihnen auch Personal befindet. »Wir haben die Unsrigen verloren«, sagte er. Weiter teilte er mit, dass Psychologen zur Betreuung der Studenten zur Verfügung gestellt würden. 26 000 Menschen besuchen die Universität.
Nach der ersten Schießerei waren alle Anwesenden auf dem Campus via Internet aufgerufen worden, nicht ins Freie zu gehen und sich von den Fenstern fern zu halten. Währenddessen durchkämmten schwer bewaffnete Sicherheitskräfte den Campus, weil zunächst ein zweiter Schütze vermutet wurde.
In der Universität waren in der vergangenen Woche zwei Bombendrohungen eingegangen. Ob ein Zusammenhang zu dem Blutbad besteht, ist noch unklar.

Artikel vom 17.04.2007