Aus Polen kommen weniger Saisonkräfte nach Nordrhein-Westfalen
Ausländische Erntehelfer werden in NRW immer seltener.
Münster (WB/lnw). Kurz vor der Spargel- und Erdbeerernte fehlen Bauern in NRW Saisonarbeiter, weil immer weniger Hilfskräfte aus Polen kommen. »In anderen Ländern wie Großbritannien verdienen sie das Doppelte«, sagte in Münster der Sprecher des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Hans-Heinrich Berghorn. Eine Erhöhung des Stundenlohns von derzeit 5,17 Euro rechne sich wegen der hohen Sozialversicherungsabgaben nicht. Die Zahl der Zulassungen für ausländische Erntehelfer sank nach Angaben der Landesarbeitsagentur in Düsseldorf trotz der wärmeren Witterung von 22 300 auf 16 500 im Vergleich zum Vorjahr. »Neben Großbritannien gehen viele polnische Arbeiter nach Dänemark«, sagte Sprecherin Diana Appelhoff. Dort liege der Lohn bei 14 Euro. Nach Ansicht des Landwirtschaftsverbandes kann der Mangel nicht durch deutsche Arbeitslose ausgeglichen werden. »Manche Bauern konnten 2006 nicht ernten, weil Arbeitslose nicht erschienen sind«, sagte Berghorn. Das liege nicht an deren Faulheit, sondern an den geringen Anreizen. »Es gibt wenig Geld für echte Knochenarbeit«, sagte Berghorn. Zudem führe es nicht zu einem dauerhaften Job. Laut Arbeitsagentur kamen von 4900 Arbeitslosen, die sich 2006 zur Erntehilfe bereit erklärten, nach einer Vermittlung nur 1170 in den Betrieb. »Wir setzen weiter auf Freiwilligkeit«, sagte Appelhoff. Wenn sich jedoch jemand bereit erkläre, müsse er auch hingehen. Sonst sei mit Leistungskürzungen zu rechnen. Zumutbar seien für Empfänger von Arbeitslosengeld II alle Löhne, die nicht sittenwidrig sind. Eine Lockerung der 2006 in Kraft getretenen Regelung für Erntehelfer hilft kaum. Mussten im vergangenen Jahr noch 20 Prozent der ausländischen Arbeiter durch deutsche Arbeitslose ersetzt werden, dürfen nun bis zu 90 Prozent der Stellen mit Ausländern besetzt werden. »Das hat Druck von den Betrieben genommen«, sagte Berghorn.
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