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Papst Benedikt XVI. erinnert
an die Stationen seines Lebens

Sehr persönlich gehaltene Predigt auf dem Petersplatz zum 80.Geburtstag

Rom (dpa). Mit einer ungewöhnlich persönlich gehaltenen Predigt auf dem Petersplatz in Rom hat Papst Benedikt XVI. gestern seinen 80. Geburtstag gefeiert.
Der Bischof von Passau, Wilhelm Schraml (Mitte) weiht gestern in Marktl am Inn Kreuze vor dem Geburtshaus von Papst Benedikt XVI. Foto: dpa
Vor zehntausenden Gläubigen und mehreren tausend Pilgern aus der bayerischen Heimat erinnerte der Kirchenführer immer wieder an die Stationen seines Lebens. »Wir sind hier versammelt im Gedanken an die Vollendung eines langen Abschnitts meines Lebens«, rief der deutsche Papst den Menschen zu. Viele weiß-blaue Rautenfahnen sowie 200 Gebirgsschützen in ihren traditionellen Uniformen gaben dem Ereignis ein bayerisches Gepräge.
Bei strahlender Sonne erinnerte Joseph Ratzinger an seine Familie und Freunde.
»Ich danke Gott, dass ich erleben durfte, was Familie bedeutet...I
ch danke Gott, dass ich tief erfahren durfte, was mütterliche Güte bedeutet..Ich danke Gott für meine Geschwister, die mir ein Leben lang treu und helfend zur Seite standen und stehen. Ich danke Gott für die Weggefährten, Freunde und Helfer, die er mir geschenkt hat.«
Neben zahlreichen Kardinälen und Bischöfen nahmen auch der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber und sein Amtskollege Peter Harry Carstensen (CDU) aus Schleswig-Holstein an dem Gottesdienst teil. Auch der Münchener Kardinal Friedrich Wetter war beim Gottesdienst dabei, ein Ehrenplatz war ebenfalls für den Papstbruder Georg Ratzinger aus Regensburg reserviert.
In Berlin nahm Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an einem Festgottesdienst zum 80. Geburtstag des Papstes teil. Im bayerischen Geburtsort Joseph Ratzingers, in Marktl am Inn, wurde ebenfalls eine Messe gelesen in der Pfarrkirche St. Oswald, in der Ratzinger am Tag seiner Geburt getauft worden war. Außerdem wurde das 250 Jahre alte Geburtshaus des Papstes als neue Begegnungsstätte eröffnet. Dabei brachte der Passauer Bischof Wilhelm Schraml im Geburtszimmer von Joseph Ratzinger ein Kreuz an und segnete das Gebäude. In der Begegnungsstätte werden Leben und Wirken des Heiligen Vaters dokumentiert.
Eigentlich ist Ratzingers Geburtstag erst heute. Dann wird er in Rom zahlreiche Besucher zur Audienz empfangen, am Abend steht ein Konzert zu Ehren Benedikts auf dem Programm.
Eindringlich erinnerte der deutsche Papst in seiner Predigt auch an seine Priesterweihe: »Als wir mehr als 40 Weggefährten am Peter- und Paultag 1951 im Freisinger Dom am Boden hingestreckt lagen und über uns alle Heiligen angerufen wurden, kam mir die Armseligkeit meiner eigenen Existenz angesichts dieses Auftrags bedrängend zum Bewusstsein.« Ausdrücklich dankte er auch seinem Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005).
Seit seiner Wahl am 19. April 2005 ist Benedikt Oberhaupt der katholischen Weltkirche. Nach Ansicht von Beobachtern ist die Zeit noch zu kurz, um von einer »Ära Benedikt« zu sprechen. Höhepunkte war der Besuch beim katholischen Weltjugendtag in Köln im Sommer 2005 sowie die Bayernreise im vergangenen September. Die bisher schwierigste Phase des Pontifikats war nach den umstrittenen Äußerungen Benedikts zum Thema Islam und Gewalt auf seiner Bayernreise.
Allein 500 bayerische Pilger waren mit einem Sonderzug nach Rom gekommen. »Ich sehe viele bayerischen Fahnen, das tut mein Herz auf«, sagte Benedikt beim Mittagsgebet. Heute werden Stoiber und Carstensen vom Papst empfangen werden und ihre Geschenke überreichen. Die Gebirgsschützen aus dem Bayernland wollen ein Gemälde zum Geschenk machen, Weihbischof Engelberg Siebeler 80 Flaschen eigens gebrautes Bier aus Freising.

Artikel vom 16.04.2007