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Hans-Jürgen Donath soll Kirchenstreit beenden

Besetzer der Paul-Gerhardt-Kirche setzen ihre Hoffnung jetzt auf Direktor des Amtsgerichts


Von Gerhard Hülsegge
und Uwe Koch (Foto)
Bielefeld (WB). 80 gläubige Christen haben sich am gestrigen Sonntag abermals in der seit drei nunmehr Wochen besetzten Bielefelder Paul-Gerhardt-Kirche eingefunden, um einen evangelischen Gottesdienst zu feiern, der von der Landeskirche und vom Kirchenkreis offiziell untersagt ist. 80 Protestanten lauschten der Predigt von Pfarrer i. R. Thomas Pöld (88), obwohl Strom und Wasser abgestellt sind. Außerdem musizierte der Posaunenchor aus Wellensiek.
Die gemeinnützige Bürgerinitiative, die den Verkauf der Kirche verhindern will, begrüßt den Vorschlag der FDP-Bundestagsabgeordneten Gudrun Kopp, dass ein erfahrener Jurist wie der Bielefelder Amtsgerichtsdirektor Hans-Jürgen Donath jetzt im Kirchenstreit vermitteln soll (wir berichteten). »Ich kenne ihn zwar nicht persönlich, aber das ist auch nicht nötig«, sagte Hermann E. Geller, Sprecher der Initiative. Voraussetzung für die »Mediation« sei allerdings nach wie vor die Rücknahme der Strafanzeigen durch die Kirchenleitung gegen die Besetzer. Das von Superintendentin Regine Burg für heute vorgeschlagene Treffen wurde deshalb von der Initiative auch abgesagt.
Donath leitet das Bielefelder Amtsgericht seit 1993. Dem gebürtige Mindener werden ausgleichende Charaktereigenschaften attestiert und ist Mitglied der Evangelischen Kirche, verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Erst im Januar hatten ihm Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter anlässlich seines 40-jährigen Dienstjubiläums »Dank und Anerkennung« ausgesprochen. Donaths Arbeitsmaxime könnte auch in der Schlichterrolle von Vorteil sein: »Es sollte mehr gearbeitet und weniger Papier vollgekleckst werden«.
Donath hatte vergangenen Donnerstagabend seine Bereitschaft erklärt, zwischen den streitenden kirchlichen Parteien zu vermitteln. Der Kirchenkreis will heute darüber entscheiden, ob er den 64-Jährigen als Mediator akzeptiert. Er ist laut Kopp gut beraten, wieder mit den Besetzern ins Gespräch zu kommen. »Denn«, so erklärte die Politikerin, »das sind keine Chaoten, sondern engagierte Kirchenmitglieder, die ein Anliegen haben«. Die Bezirksvorsitzende der Liberalen kritisierte das Vorgehen des Kirchenkreises, auf einzelne Besetzer, Sympathisanten und Politiker Druck auszuüben und setzt stattdessen auf das Alte Testament: »Wer auf guten Rat hört, der ist weise«.

Artikel vom 16.04.2007