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Bewerbung für die zweite Liga

»Vorgeschichten« besiegeln Arminias 2:4-Niederlage gegen Frankfurt

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Abstiegskampf ist Nervensache. Und mit der psychischen Verfassung ist es derzeit bei den Bielefeldern nicht gut bestellt. »Die vielen kleinen Fehler sind unsere Pro-blematik«, begründete Ernst Middendorp die 2:4-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt.

In der bisher umfangreichen Abstiegszone trennt sich so allmählich die Spreu vom Weizen. »Hamburg und Frankfurt sind wohl die Gewinner des 29. Spieltages. Alle anderen Vereine bleiben mit im Boot«, sieht Middendorp noch immer reelle Chancen auf den Klassenerhalt. Moralische Unterstützung erhält er von seinem Präsidenten Hans-Hermann Schwick: »Es besteht kein Grund sich jetzt schon aufzugeben.«
Selbst Frankfurts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen will seine Worte nicht als Trost für seinen Ex-Verein verstanden wissen: »Im Abstiegskampf ist noch längst keine Entscheidung gefallen. Ich kann nur dringend davor warnen, die Hoffnungen jetzt schon zurückzuschrauben.«
Die obligatorischen Durchhalteparolen der Trainer und Funktionäre deckten sich in Arminias drittletztem Heimspiel allerdings nicht mit der Vorstellung der Bielefelder Mannschaft. Ein Aufbäumen gegen den drohenden Abstieg sieht wohl anders aus. So machte schnell der Begriff »Bewerbungsspiel für die zweite Liga« auf der Haupttribüne die Runde.
Zugegeben, so deutlich wie es das Ergebnis aussagt, war der Unterschied nicht zwischen der Arminia und der Frankfurter Eintracht. »Es war eine sehr enge Partie, in der wir mehr und vor allem die entscheidenden Fehler gemacht haben«, analysierte Middendorp die 90 Minuten.
Hätte Bernd Korzynietz beim 0:1 durch Amanatidis nicht das Abseits aufgehoben, wäre Keeper »Matze« Hain beim Freistoß von Köhler auf den Kopf des 1:2-Torschützen Vasoski nicht auf der Torlinie »kleben« geblieben, und hätte sich Petr Gabriel beim Laufduell mit Amanatidis im Strafraum geschickter angestellt, indem er den Armkontakt mit dem Griechen vermieden hätte, wäre Schiedsrichter Dr. Fleischer wohl nicht auf die Idee gekommen, auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. So hatte das 1:3 durch Amanatidis eine ebenso »dumme« Vorgeschichte wie die vorherigen Treffer, an denen Arminias Abwehr in irgendeiner Form immer beteiligt war. Das 2:4 durch Heller in der Nachspielzeit diente letztlich nur noch der Ergebniskorrektur.
»Das Spiel hätte auch in eine andere Richtung kippen können«, sagte Eintracht-Chef Heribert Bruchhagen und gab zu: »Für Bielefeld war's unglücklich, wie die Tore gefallen sind.« Die jeweilige Entstehung ließ Middendorps Adrenalinspiegel später bei der Betrachtung der Fernsehbilder noch einmal in die Höhe schnellen, als er sah, wie überflüssig Markus Schuler an der Eckfahne einen Freistoß produzierte, der eben auch zu diesem 1:2 führte. »Durch diese unsinnigen Fehler stirbt jede Mannschaft«, entfuhr es dem enttäuschten Trainer.
Vielleicht war es ein entscheidender Fehler, Radim Kucera für »Youngster« Robert Tesche als Ballschlepper ins offensive Mittelfeld zu beordern und Petr Gabriel neben Heiko Westermann in die Innenverteidigung zu stellen. Der Abwehrverbund, einschließlich der Außen Korzynietz und Schuler, wirkte anfällig und längst nicht so stabil wie gegen Dortmund und Berlin. Kucera arbeitete indes auch in der Offensive sehr ordentlich und war passend zur Stelle, als der fleißige Jörg Böhme mit einer Flanke mustergültig bediente und »Kutsche« geschickt mit seinem 1:1 Arminias Hoffnung kurzzeitig wiederbelebte.
Der Anschlusstreffer von Christian Eigler zum 2:3 nach Böhmes Flanke und Zumas Kopfarbeit kam zu spät. Wie übrigens das Aufbäumen der gesamten Mannschaft. Die Angst vor der fünften Heimpleite und der sechsten Niederlage gegen vermeintliche »Abstiegs-Mitbewerber« wie Gladbach, Bochum, Mainz, Cottbus, Aachen und jetzt Frankfurt lähmte ein Bielefelder Team, das vehement dem siebten Bundesligaabstieg entgegen schliddert.
Am kommenden Samstag geht die Reise nach Wolfsburg. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Auch bei Realist Middendorp: »Zumindest das kleine Fenster im großen Rahmen wollen wir dort öffnen.«
Lesen Sie weitere Berichte zum Spiel Arminia gegen Eintracht auf der Sportseite 3.

Artikel vom 16.04.2007