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Auch Pele schwärmt von Diego

Arminias nächster Gegner: Bremer Traumtor war ein magischer Moment

Ê Bremen (dpa). 62,60 Meter, 63,14 Meter oder sogar 66,80 Meter? Über die exakte Entfernung gab es nach Diegos Traumtor keine Einigkeit, über die Einordnung hingegen schon.

Der sensationelle Treffer, bei dem Werder Bremens »Zauberer« den Ball über mehr als den halben Platz ins Aachener Tor schoss, war einer der magischen Momente des Fußballs. Die Superlative prasselten danach auf Diego ein, sogar der große Pele lobte den kleinen Brasilianer und verglich ihn mit Ronaldinho. »Das war absolute Weltklasse«, schwärmte Werder Bremens Kapitän Frank Baumann, und Torsten Frings lobte: »Einfach super das Tor, Diego ist für außergewöhnliche Sachen da.«
Mit seinem fantastischen Heber über den verzweifelt zurückeilenden Torwart Kristian Nicht hinweg hatte Diego die rauschende Bremer Ballnacht zum 3:1 gegen Alemannia Aachen gekrönt, mit der Werder in der Fußball-Bundesliga an die Form der Hinrunde anknüpfte und eine perfekte Generalprobe für das UEFA-Cup-Duell bei Espanyol Barcelona am Donnerstag ablieferte.
Die Bremer, am nächsten Sonntag Gast in Bielefeld, setzten damit ein eindrucksvolles Zeichen im Schlussspurt um die Meisterschaft, auch wenn sie die Tabellenführung nach 19 Stunden wieder an Schalke abgeben mussten.
»Die Ballbeherrschung zeichnet Diego aus, sie ist einfach beeindruckend«, zitierte die »Bild am Sonntag« Diegos berühmten Landsmann Pele. »Er ist ein Wahnsinns-Techniker wie Ronaldinho. Da ist kein Unterschied zu sehen.« Aus Diegos eigenem Mund hörte sich der schönste Bremer Treffer der Saison gar nicht so spektakulär an. »Als ich gesehen hatte, dass der Torhüter noch weit weg vom Tor war und ich den Ball unter Kontrolle hatte, habe ich geschossen«, berichtete Diego.
Dem Zauber dieses Treffers in der letzten Minute der Nachspielzeit konnte sich auch der sonst betont zurückhaltende Thomas Schaaf nicht entziehen. »Ein Tor aus dieser Entfernung habe ich noch nicht gesehen, aber da war ich nicht der einzige im Stadion«, sagte der Trainer grinsend und gab einen ungewohnten Einblick in seine Arbeit: »Gerade hatte ich auf der Bank gesagt, dass er jetzt Ruhe reinbringen müsste, dass wir den Angriff ausspielen müssen - aber Diego hatte eine bessere Idee.«
So entspannt und locker waren die Bremer Verantwortlichen schon lange nicht mehr. Die Krise des Herbstmeisters, die Probleme von Leistungsträgern wie Miroslav Klose oder auch Diego hatten ihre Spuren hinterlassen. Doch sie waren spätestens nach dem Weitschuss des Mittelfeldregisseurs verdrängt, denn das »Tor des Jahres« war nur das i-Tüpfelchen auf einen Sturmlauf, mit dem Werder auf die frühe Aachener Führung durch Sergio Pinto (2. Minute) reagierte. Zu bemängeln war höchstens, dass die Bremer es versäumten, mehr Tore als durch die eingewechselten Daniel Jensen (50.) und Markus Rosenberg (55.) sowie Diego zu erzielen.
Die Bremer sind offensichtlich wieder in Form, bereit für den Schlussspurt. »Man darf sich keine Fehler mehr erlauben«, sagte Manager Klaus Allofs und kündigte an: »Die nächsten Wochen werden keine normalen Spiele. Da entscheiden die Nerven.«

Artikel vom 23.04.2007