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Playmobil stoppt Kinderbuch

Geschichte von Wilma und ihren tapferen Söhnen darf nicht erscheinen

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WB). Der Mann ist ein Multitalent: Designer, Maler, Fotograf, Autor und Geschichtenerzähler. Nur eines ist Hans-Josef Mertensmeyer (60) nicht: Jurist. Deshalb holte sich der Künstler aus Paderborn-Sande bei der Spielwarenfirma Playmobil eine Abfuhr.
Hans-Josef Mertensmeyer streitet mit Playmobil.

Sein wunderschönes Kinderbuch mit tollen Fotos wird leider niemals auf den Markt kommen. Jahrelang beobachtete Mertensmeyer fasziniert, wie zunächst seine drei Kinder und später die beiden Enkel mit Playmobil-Figuren spielten und die bunten Männchen in phantasievollen Szenen und Geschichtchen zum Leben erweckten. »Dabei kam mir die Idee, daraus ein Abenteuer-Kinderbuch zu machen«, erzählt der Autor. »Ich habe die Geschichte bewusst mit Figuren verknüpft, die die Kinder kennen.« So entstand die Geschichte von Mutter Wilma mit ihren Söhnen Ben, Erik und Casper. Sie retten einen kleinen Zirkus vor dem Hungertod.
In seinem Garten und auf der dänischen Insel Fenö baute er die Szenen für sein Fotoshooting auf, investierte insgesamt 25 000 Euro und ließ 20 Fotos für seine Lesungen großformatig rahmen.
Dr. Friedrich Schönweiss vom Lehrstuhl für Sozialpädagogik an der Uni Bamberg preist das Buch als Lernpfad für Primarklassen in den höchsten Tönen.
Sein Werk bot Hans-Josef Mertensmeyer der Playmobil Brandstätter-Gruppe, Lizenzinhaber für Deutschland, an. Die war »sehr angetan von der Gestaltung der einzelnen Szenen«, lehnte eine Vermarktung aber ab. Auch eine Freigabe der Fotos zur weiteren Verwendung untersagte die Firma.
Enttäuscht packte der Autor sein Werk zunächst einmal in die Schublade. »Ich wollte ja gar kein Geld von denen, aber wenigstens die Freigabe der Fotos.« Jahre später fiel ihm ein kurz zuvor erschienenes Buch der Firma Playmobil in die Hände - »Abenteuer der Weltgeschichte«, illustriert mit Szenen aus der Playmobil-Welt. »Das ist doch genau meine Idee und mein Konzept«, wundert sich Mertensmeyer. »Das hat vor mir weltweit noch nie jemand gemacht.« Auch für seinen Rechtsanwalt Karl Auffenberg drängt sich der Verdacht der Urheberrechtsverletzung auf, aber der Nachweis, dass sein Mandant Schöpfer der Idee ist, sei nur schwer zu erbringen. Auf einen Rechtsstreit mit dem Playmobil-Konzern will es Mertensmeyer lieber nicht ankommen lassen.

Artikel vom 14.04.2007