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»Derzeit« kein Planck-Institut

Bürgerinitiative: Argumente für den neuen Campus sind nicht stichhaltig

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Die Bürgerinitiative Lange Lage (BILL) glaubt, wesentliche Argumente der Universität für den Bau eines neuen Campus entkräftet zu haben. Es werde nämlich kein Max-Planck-Institut (MPI) nach Bielefeld kommen.

BILL hatte am 11. März an die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in München geschrieben und dem MPG-Präsidenten vier Fragen gestellt:
- ob die MPG wisse, dass Bielefeld neue Hochschulbauten unter Einbeziehung eines MPI plane
- ob die MPG ein Institut in Bielefeld plane
- ob die Einrichtung eines MPI ausreichend wahrscheinlich sei, um darauf baurechtliche Pläne oder Vorplanungen zu gründen
- ob ein MPI nur an der Langen Lage angesiedelt werden könnte
Dass die Gesellschaft überhaupt antwortete, finden Insider höchst überraschend, geradezu befremdlich. Andererseits fiel das Schreiben aus München (5. April) auch äußerst knapp und unverbindlich aus: Man müsse mitteilen, »dass die Max-Planck-Gesellschaft derzeit keine Themen diskutiert, welche am Standort Bielefeld das notwendige wissenschaftliche Umfeld finden würden. Die Ansiedlung einer Max-Planck-Forschungseinrichtung in Ihrer Region ist somit nicht geplant.«
Der BILL-Sprecher Helmut Hruby und Vorstandsmitglied Sven Terlinden interpretierten gestern die beiden zitierten Sätze als klare Absage aus München. »Nicht einmal das wissenschaftliche Umfeld stimmt, woran ich ein eindeutiges Votum gegen Bielefeld sehe«, meinte Hruby.
Der aus der Bürgerinitiative hervorgegangene Verein, dessen Ziel nach Hrubys Aussage einzig und allein darin besteht, »den Hochschulstandort Bielefeld nachhaltig zu stärken«, sei betrübt über die Nachricht aus München. »Es hat mich traurig gemacht zu hören, wie gering die MPG die Qualität der Bielefelder Forschung einschätzt«, sagte der BILL-Vorsitzende.
Nach Meinung der Initiative entfallen damit jedoch drei von vier Gründen, die seitens der Universität für den Bau ins Feld geführt worden waren:
- ohne MPI sei der geplante Campus überflüssig
- Gebäude, die Personal und Einrichtungen aufnehmen, während das Hauptgebäude Trakt für Trakt saniert wird, könnten auf dem alten Campus entstehen
- die Fachhochschule könne auch an anderen Standorten zusammengezogen werden
»Damit bleibt nur noch das Argument übrig, für Ýuniversitätsnahe AusgliederungenÜ - also für gemeinsame Projekte mit Wirtschaftsunternehmen - Räume zu schaffen. Und das heißt: An der Langen Lage ist schlicht ein Gewerbegebiet geplant«, meinte Hruby. Die BILL wolle jetzt auf den Rat der Stadt einwirken, seine Unterstützung (»Begrüßungsbeschluss« vom Sommer 2006) für das Vorhaben kritisch zu überdenken. »Der Politik gegenüber hat die Universität falsche Erwartungshaltungen geweckt. Da wurden Möglichkeiten suggeriert, die es gar nicht gibt.«

Artikel vom 14.04.2007