14.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein verrücktes Spiel am Rande
des Nervenzusammenbruchs

Arminia kann gegen Eintracht Frankfurt die Abstiegsplätze verlassen

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Schon der Blick auf die Tabelle verrät, warum das Heimspiel des DSC Arminia Bielefeld an diesem Samstag (15.30 Uhr/Arena live) gegen Eintracht Frankfurt ein ganz besonderes Bundesliga-Spiel ist: Der 16. trifft den 15. - es ist in dieser verrückten Spielzeit ein Kick am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Nach einer Hinrunde, in der beide Mannschaften zum Höhenflug ansetzten und sich dafür deutschlandweit monatelang bejubeln ließen, ist es seit einigen Wochen aus mit der Feierei. Der Abstiegskampf hat sie wieder - die Bielefelder und die Frankfurter.
Arminia-Fans und Eintracht-Freunde müssen deshalb in diesen Tagen die Tabelle gar nicht mehr zur Hand nehmen. Jeder weiß: Wer jetzt in der Schüco-Arena den Kürzeren zieht, der braucht nun wirklich einen ganz langen Atem, um noch in der Liga zu bleiben.
Die Nerven sind schon vor dem Anpfiff angespannt. Da es sowohl bei der Arminia als auch bei der Eintracht in dieser Woche rumorte, demonstrierten beide Trainer auf ähnliche Weise Stärke. Sie griffen durch. So strafte Ernst Middendorp seine edlen Reservisten Abdelaziz Ahanfouf und Fatmir Vata nach deren verbalem Aufbegehren einfach durch Nicht-Berücksichtigung.
Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel stärkte die Eintracht, in dem er auf (Albert) Streit verzichtete. Auch Stürmer Michael Thurk musste zu Hause bleiben, obwohl er angeblich doch allein ein ganzes Spiel entscheiden könne. Dass den Hessen zudem ihr torgefährlichster Verteidiger, der griechische Nationalspieler Sotirios Kyrgiakos (5 Treffer) verletzungsbedingt fehlt, scheint Funkel nicht zu beeindrucken: »Das ist ein ganz wichtiges Spiel, bei dem es allerdings auch nur drei Punkte gibt. Aber die Spiele werden weniger und erlangen daher immer mehr Bedeutung. Wir wollen mit Macht punkten«, betonte er.
Dem 53-Jährigen kommt es gelegen, dass sein Team in Ostwestfalen nicht als Favorit aufläuft. Funkel: »Wir wollen kompakt stehen, gut kontern und Geduld beweisen. Euphorie ist vom Grundsatz her gut, man muss aber auch mal nüchtern spielen. Das hat uns auswärts immer ausgezeichnet.«
Darauf ist DSC-Chef Middendorp vorbereitet. Er rechnet mit einer Frankfurter Mannschaft, »die sich wohl fühlt, wenn sie aus einer kompakten Defensive kommen und auf Fehler des Gegners warten kann.« Seine Mannen will er deshalb keineswegs unkontrolliert anrennen lassen: »Wir müssen besonnen nach vorn spielen, dabei die Positionen besetzt halten, um möglichst wenige Kontersituationen zuzulassen.«
Das Abschlusstraining am Freitag wurde erneut zur Geheimmission. Drei Stunden früher als angekündigt ließ der DSC-Trainer seine Spieler antraben, um ungestört und unbeobachtet von der Bielefelder Öffentlichkeit und Frankfurter Spionen die letzten Anweisungen zu geben. Nach 50 Minuten war alles gesagt und alles erledigt. Trotz der zahlreichen Nebengeräusche war der Chef mit der Woche vollauf zufrieden: »Es wurde unter Hochspannung sehr konzentriert gearbeitet.«

Artikel vom 14.04.2007