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Das ganze Bahnhofsviertel
leidet unter der »Szene«

Sonne macht den Treffpunkt Stadthalle noch beliebter


Bielefeld (-md-). Die Szenerie ist erdrückend. »Ordnungsamt« steht in Blau auf dem silberfarbenen Kleinbus auf dem Vorplatz der Stadthalle. Die beiden Insassen beobachten das Schauspiel auf dem Rasen hinunter zum Willy-Brandt-Platz. Gelagert wird in Gruppen, getrunken auch. Hunde laufen herum. Passanten trauen sich nur selten über die Treppen am Fuß der Stadthalle entlang bis hinüber zur Herforder Straße.
Angst geht auch bei den Anliegern im Leinenmeisterhaus um. Genannt werden möchte niemand. Man fürchtet Repressalien. Einzelne Unternehmen haben längst Sicherheitsdienste engagiert, um ihre Kunden und Besucher zu schützen. Die Rufe nach einem funktionierenden städtischen Konzept werden immer lauter.
»Wir greifen bereits durch. Gegen Drogenszene und Auswärtige werden Platzverweise ausgesprochen«, sagt Karl-Heinz Schellong, Chef der Stadtwache. Vom 16. April an, wenn das neue Angebot am Durchgang zur Schildescher Straße aktiviert werden soll, werde man noch strenger durchgreifen, bekräftigt Schellong.
Die Erfahrung zeigt: Wenn am Nachmittag das Betreuungsangebot an der Brücke startet, kommt es für die meisten der am Bahnhof lagernden Männer und Frauen zu spät. Die sind dann, wie Nachbarn aus täglicher Beobachtung wissen, so alkoholisiert, dass sie nicht mehr den Fußweg machen. Das Problem neben der »Tüte«, dem Zugang zur Stadtbahn, offenbart sich bei warmem Wetter bereits früh am Vormittag, beklagen die Anlieger.
Karl-Heinz Schellong wirbt derweil für das Prinzip der Nachhaltigkeit. Durch stetige Kontrollen und Einschränkungen sollte es gelingen, das Problem vom zentralen Platz vor dem Bahnhof zu verdrängen. Immerhin werden nach seinen Beobachtungen Angebote an Borsigstraße und Kavalleriestraße bereits gut angenommen. Längere Öffnungszeiten könnten das Problem am Bahnhof entlasten helfen. Was Anlieger ärgert: Problem bereits seit den 1990er Jahren bei der Verwaltung bekannt, aber in mehr als 15 Jahren nicht gelöst. Was Eltern an der Herforder Straße besorgt: Jahrelang hat man sich bemüht, den Durchgang der »Schildescher« ins Neue Bahnhofsviertel und zum Ishara-Bad nicht nur für Kinder sicher und attraktiver zu machen. Jetzt errichtet man ausgerechnet am Durchgang direkt den neuen Problem-Treffpunkt.

Artikel vom 14.04.2007