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Steinkreuz als historischer »Schatz«

An neuer Seniorenwohnanlage wird an den Ursprung der Diakonie in Jöllenbeck erinnert

Von Jürgen Rahe
Jöllenbeck (WB). Über den wegen seiner Architektur und Farbgebung recht auffälligen neuen Gebäudekomplex an der Eickumer Straße 1 ist zuletzt viel diskutiert worden. Am Freitag wurde aber weder diskutiert noch kritisiert - vielmehr stand die Enthüllung eines historischen Steinkreuzes sowie einer Gedenktafel im Mittelpunkt.

Steinkreuz und Gedenktafel erinnern daran, dass an diesem Standort vor 150 Jahren der Ursprung der Diakonie in Jöllenbeck war. Stadtheimatpfleger Hans Klöne (66), privat selbst in Jöllenbeck zu Hause, brachte das Thema auf den Punkt: »In diesem über 150 Jahre alten und markanten, im Ortskern gelegenen Gebäude haben Generationen ihre Wurzeln gehabt. Und das immer unter dem sozialen Gedanken.«
In diesem Zusammenhang lobte Klöne, auch Kirchmeister, den Weitblick der Vorfahren von Herbert und und Gisela Upmeier zu Belzen. Mit Hilfe von zwei Stiftungen der Geschwister Johann Heinrich und Louise Upmeier zu Belzen hatte vor 150 Jahren Pfarrer Johann Heinrich Volkening an dieser Stelle eine »Samariterherberge« für Waisenkinder und alte unversorgte Menschen eingerichtet.
Doch in der Neuzeit traten immer mehr wirtschaftliche Zwänge auf, so dass die evangelische Kirchengemeinde als Eigentümer den Entschluss fasste, das Gebäude an die Stadt zu veräußern. Im Dorf selbst wurde daraufhin eifrig darüber diskutiert, wie das Gebäude, das in den verschiedenen Zeitabschnitten als Pflegeheim, Aussiedler- und Flüchtlingsheim sowie Kindergarten diente, künftig am besten genutzt werden könne. Favorisiert wurde hier eine Zeitlang ein für Jöllenbeck so wichtiges Bürgerhaus.
Dann aber reifte immer mehr der Gedanke, das alte Haus abzureißen und hier eine Seniorenwohnanlage zu errichten. Gesagt, getan: 2006 erfolgte die Neubebauung durch die Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (BGW). Ex-Kirchmeister Herbert Upmeier zu Belzen (71) sah diese Entwicklung im ersten Moment nicht gerade mit Freude: »Schließlich ist damit für die Bürger im Dorf ein Identifikationspunkt verlorengegangen. Aber: man muss den Realitäten ins Auge sehen. Und das neue Haus ist als Wohnstätte ja sehr gefragt.«
Ein Tatbestand, den am Freitag auch BGW-Geschäftsführer Norbert Müller ins Feld führte: »Die Anlage kommt an und ist mit ihren 46 Seniorenwohnungen völlig ausgebucht. Es besteht sogar schon jetzt eine Warteliste für mögliche Nachrücker.«
Müller ging vor der feierlichen Enthüllung auch kurz auf die vielfach geäußerte Kritik in Sachen Architektur und Farbgebung ein: »Eine Stadt wie Bielefeld nur grau in grau - das ist keine gute Vorstellung. Vielmehr sind es doch gerade neue Konzepte, die zur Lebensqualität der Bürger beitragen.« Im übrigen, so fügte der BGW-Chef hinzu, müsse man einfach abwarten, wie denn die kommende Generation über derartige neue Baukonzepte denke und urteile.
Hans-Ulrich Spanka, Jöllenbecks stellvertretender Bezirksvorsteher, machte hier keinen Hehl aus seiner Meinung und sprach in seiner Rede von einem »gelungenen Bauwerk«, in deren Mauern sich die Bewohner wohl fühlten.
Zur feierlichen Enthüllung von Steinkreuz und Gedenktafel waren am Freitag ebenfalls Amtsleiter Gerhard Holtmann, Pfarrer Lars Prüßner sowie Wilfried Vogelsang und Werner Stede (beide BGW) erschienen. Blumen gab's übrigens auch - höchstpersönlich überreicht vom BGW-Chef. Dies für Gisela Upmeier zu Belzen, die Freitag ihren 71. Geburtstag feierte.

Artikel vom 14.04.2007