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Treibhaus der modernen Kunst

»Galerie 61« präsentiert Werke von Anne Katrin Stork und René Spitzer

Von Uta Jostwerner
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). In Gewächshäusern werden in der Regel zarte Pflänzchen hochgezogen oder exotische Blumen gezüchtet. Also etwas Kostbares, fragil Erhaltenswertes. In diesem Kontext verwundert es beinahe, dass vor Anne Katrin Stork offenbar noch niemand auf die Idee gekommen ist, zeitgenössische Kunst generell in Gewächshäusern auszustellen.

Die in Berlin lebende Künstlerin zeigt auf Einladung der Galerie 61 eine Installation im gläsernen Gewächshaus. In nachbarschaftlicher Kooperation von Galerie und Kunstverein steht das außergewöhnliche Kunstobjekt im Innenhof des Museums Waldhof.
Im Inneren des Gewächshauses befinden sich acht mit Wasser gefüllte Glaskästen, in denen Skulpturen aus Wachs liegen. Amorphe Körper, halb technisch, halb organisch, die die Künstlerin aus Wachsplatten zusammenlötet. Sauerstoffblasen, die sich an der Außenfläche der Skulpturen anlagern vermitteln den Eindruck von Leben. Mehrfachspiegelungen im Wasser machen es dem Betrachter indes unmöglich, den Gegenstand genau zu erfassen. Je nach Lichteinstrahlung scheint die Installation, die man von außen durch die Scheiben des Gewächshauses sowie von innen betrachten kann, mit ihrer Umwelt zu reagieren. In jedem Fall aber umgibt sie eine geheimnisvolle Aura.
»Ich stelle Körper wie in einer Laboranordnung zur Schau und biete ihnen zugleich einen Schutzraum«, sagt die Künstlerin, die 1968 in Steinfurt geboren wurde und bei Professor Rudolf Hess an der Fachhochschule Bielefeld Bildhauerei studierte.
Körperlichkeit spielt auch in der Malerei von René Spitzer eine Rolle, die parallel in den Räumen der Galerie 61 in der Neustädter Straße 10 ausgestellt wird. Der 28-jährige Kunststudent an der Akademie Düsseldorf entfaltet auf großformatiger Leinwand düstere, exotisch anmutende Landschaften, in die er Körpergestalten integriert. Wiederkehrende Motive sind Menschen, Affen und Hunde, die in bizarren Bildwelten ein offenbar beziehungsloses Dasein fristen. Sie wirken wie Kreaturen in einem düsteren Paradies. Die Dominanz der Dunkelheit lässt die Farbakzente im Bild aggressiv nach vorn treiben.
Beide Ausstellungen laufen bis zum 26. Mai. Geöffnet: freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags von 12 bis 16 Uhr oder nach telefonischer Absprache unter 01 76 / 26 00 20 85. Während der Nachtansichten am Samstag, 28. April, finden zu den einzelnen Werken spezielle Performances statt.

Artikel vom 14.04.2007