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Tierischer Besuch wohnt im Dachgiebel

Familie Körte aus Brackwede gewährt vier jungen roten Eichhörnchen Unterschlupf

Von Mike-Dennis Müller
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Vier junge Eichhörnchen leben seit mehreren Wochen im Dach des Hauses der Familie Körte. Und die hat die putzmunteren Nager allmählich, trotz gelegentlicher »Randale, recht lieb gewonnen.
Leif Körte und Mutter Monika (50) beobachten gerne die kleinen Untermieter, die sich mehrmals täglich an ihrem Versteck im Dach (oben rechts) zeigen.

Durch Orkan »Kyrill«, der Mitte Januar deutschlandweit verheerende Schäden anrichtete, lösten sich auch unter dem Dach des Körte-Hauses an der Gütersloher Straße einige Bretter. Die Gelegenheit, es zu reparieren, bot sich Leif Körte und seinen Eltern damals jedoch nicht, denn schon kurze Zeit später verschlug es ein ausgewachsenes Eichhörnchen-Weibchen dorthin.
Es war ein Freund des 19-jährigen Leif Körte, der die Eichhörnchen-Mutter damals zuerst bemerkte. »Er fragte mich plötzlich, was das für ein seltsames Kratzgeräusch sei«, erzählt der Gymnasiast. Bald stellte sich heraus, dass sich das »Sciurus Vulgaris«-Weibchen (»europäisches Eichhörnchen«) direkt über seinem Fenster im offenen Dach eingenistet hatte.
Mittlerweile hat die Eichhörnchen-Mutter Familie Körte wieder verlassen. Dafür leben nun vier Eichhörnchen-Junge über ihnen. Die haben bereits ein Fell und scheinen auch schon gelernt zu haben, auf Nahrungssuche zu gehen. Dazu haben Körtes auch bereits so manche Anekdote zu erzählen: »Einmal war eine Katze hinter einem der Eichhörnchen her«, berichtet Vater Dietmar (54). Es habe aber Glück gehabt und sei noch entkommen. »Danach saß es vor Schreck regungslos am Giebel.«
So viel Glück wie die vier putzigen Eichhörnchen in Brackwede haben viele andere nicht. Petra Niedermeyer aus der Tierarzt-Praxis Dr. Rose in Schildesche weiß über viele dieser Schicksale Bescheid. Häufig würden dort verletzte oder aus dem Nest gefallene Eichhörnchen abgegeben, die dann »aufgepäppelt« werden müssten.
In freier Natur bauen sich Eichhörnchen normalerweise so genannte Kobeln. Diese runden Nester aus kleinen Ästen, mit weichem Moos und Gras als Unterlage, findet man meist in den Astgabeln von Bäumen.
Die Nager im Haus der Körtes haben dort ebenfalls eine weiche Unterlage. »Ich wundere mich allerdings, dass sie die Dämmung aus Glaswolle nicht stört«, bemerkt Körte. Doch Antje Fischer von der Zoo-Schule »Grünfuchs« im Tierpark Olderdissen weiß: »Eichhörnchen sind da relativ unempfindlich.« Die Diplom-Biologin kennt sich mit den kleinen Nagetieren aus. »Doch leider haben wir immer weniger von den roten Eichhörnchen in Deutschland«, bedauert sie. Grund dafür sei die steigende Population der Grauhörnchen. Die aus Nordamerika stammenden Waldbewohner seien etwas cleverer und stärker als ihre europäischen Verwandten. »Deshalb gibt es in Großbritannien auch schon fast nur noch Grauhörnchen.«
Wenn die kleinen Mitbewohner ihre Unterkunft demnächst verlassen, will Familie Körte das Dach reparieren lassen. Das ist laut Fischer auch in Ordnung, schließlich habe man sie in Ruhe aufwachsen lassen. »Wenn man möchte, kann man ihnen dann aber einen Korb im Garten zur Verfügung stellen«, schlägt sie vor. Der sollte sich dann ebenfalls in drei bis vier Metern Höhe befinden.
Im Alter von etwa einem Jahr werden Eichhörnchen geschlechtsreif. Vielleicht kehrt eines der vier Jungen dann ja wieder an seinen Geburtsort zurück.

Artikel vom 16.04.2007