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Baggern im Emslandsand
Da werden Jungenträume wahr: Für 40 Euro darf im Baggerpark jeder ran
Jeder Baggerführer kennt das: Kaum steht sein zumeist gelbes, tonnenschweres Ungetüm auf einer Baustelle, kommen der Bauherr und die Kinder der Nachbarschaft an und stellen die gleiche Frage: »Darf ich auch mal?« Jeder verantwortungsvolle Baggerscheininhaber wird diese Bitte ablehnen - doch den Möchtegern-Baggerern kann mittlerweile geholfen werden.
Waren es erst nur einige Unternehmer, die an wenigen Wochenenden im Jahr das Baggern in Sandgruben ermöglichten, gibt es nun in Deutschland auch mehrere stationäre Baggerparks.
Der einzige in Norddeutschland befindet sich in Haren, wo der Gemeindebürgermeister den Investor Joachim Meyer mit offenen Armen empfing. Dass ihm seiner Ansicht zufolge der Emslandkreis nun mit der pingeligen Auslegung von Vorschriften das Leben schwer macht, hat Meyer indes nicht davon abhalten können, pünktlich zum Beginn des Frühlings die Tore zu seinem Areal zu öffnen, auf dem sich auch noch zwei Quad-Bahnen befinden.
Und da stehen sie nun - die Minibagger für Kinder und die dicken Dinger für alle passionierten »Bodos mit dem Bagger«. Man mag darüber streiten, ob angesichts der aktuellen Klimaschutzdebatte ein derartiges Vergnügen noch zeitgemäß ist, doch Meyer verweist auf Skihallen und Formel-1-Rennen, die seiner Meinung nach viel mehr Energie verpulvern: »Und immerhin kommt bei uns nur Bio-Kraftstoff zum Einsatz!«
Billig ist der Spaß freilich nicht - 40 Euro für 15 Minuten Baggerspaß muss man löhnen. Dann gibt es einen Helm, eine wenige Minuten dauernde Einweisung. Und es heißt: Betreten der Baustelle erlaubt! Erste Überraschung: Der Sitz eines Baggerführers ist nicht nur bequem, er ist auch rückengerecht - und genügend Beinfreiheit hat man auch! Freilich: Fahren dürfen die Baggerfreunde nicht, das ist aus Sicherheitsgründen verboten. Es soll keiner mit dem tonnenschweren Gefährt ausbüxen können. Überhaupt - der verantwortliche Baggerführer hat mit seinen Hobby-Kollegen stets Sichtkontakt. Und er verfügt über eine Fernsteuerung, mit der er auf Knopfdruck den Bagger lahmlegen kann. Die nutzt er immer dann, wenn Übermütige meinen, die Grenzen der Schwerkraft ausloten zu müssen. Denn so stabil der Bagger auch wirken mag: Ist die Schaufel voll beladen, darf sie nicht zu weit ausgestreckt und zur Querseite gedreht werden.
Zweite Überraschung: Die Bedienung des Baggers ist wahrlich kinderleicht. Mit den Fingerspitzen lassen sich alle Funktionen über zwei Joysticks steuern. Aber aufgepasst: Das erfordert Koordinationsgeschick.
Den rechten Joystick nach links drücken - und die Schaufel kippt nach vorne. Und wenn man das Anheben des Arms mit der Rotation des Baggers verwechselt, dann klappt das nicht mit dem Aushub eines großen Loches. Auch sollte man drauf achten, sich nicht im wahrsten Sinne des Wortes die eigene Standfestigkeit zu untergraben.
Mit den Minibaggern, die technisch genauso funktionieren wie ihre großen Brüder, lassen sich nette Wettspiele veranstalten - zum Beispiel das Verschieben eines Ziegelsteines auf einem schmalen Brett. Da bekommt man Respekt vor jenen Zeitgenossen, die in früheren Jahren bei »Wettten, dass...?« mit ihren Baggern Eier köpften oder andere filigrane Tätigkeiten ausführten. Thomas Albertsen
0162/15 79 532
www.bagger-park.de

Artikel vom 21.04.2007