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Mikrowellen
gegen Terror

Flüssigkeiten im Gepäck identifizieren

Jülich (dpa). Hoffnung auf Erleichterungen bei Flugreisen: Ein neues Mikrowellen-Gerät kann kritische Flüssigkeiten im Handgepäck von Flugzeug-Passagieren identifizieren.
Wasser, Limonade oder gefährliche Säure? Ein neues Mikrowellengerät aus Jülich soll den Unterschied erkennen.
Stark wasserhaltige Flüssigkeiten wie Getränke, Seifen oder Milch reagierten anders als Lösungsmittel oder Säuren auf Mikrowellen, sagte der Projektleiter am Forschungszentrum Jülich, Norbert Klein, am Freitag. Die Forscher bauten einen Prototyp, der Mikrowellen aussendet und die Reaktion der Flüssigkeiten mit einem Sensor erfasst. Das Gerät zeigt dann mit einem Farbsignal, ob der Inhalt bedenklich ist. Als Anti-Terror-Maßnahme dürfen in der EU nur beschränkt Flüssigkeiten im Handgepäck mitgenommen werden.
»All diese Dinge, die man im Flugzeug mitnehmen kann, die kann man mit dem Verfahren unterscheiden von brennbaren Flüssigkeiten, also Lösungsmitteln, Benzin, aber auch von Säuren«, sagte Klein. Nur bei Parfüms sei der Prototyp noch nicht sensibel genug. »Die würden bei uns in der Kontrolle noch als bedenklich eingestuft werden.« Die Wissenschaftler arbeiten an der Verfeinerung.
Grundlage der Arbeit war eine Liste von flüssigen Sprengstoffen und deren Bestandteile. »Die haben wir untersucht. Die fallen in den Bereich der Lösungsmittel und in den Bereich der Säuren«, sagte Klein. Wasserhaltige Flüssigkeiten wie Getränke und Seifen verhielten sich unter Einfluss von Mikrowellen anders. Das zeigt eine Art Ampel an. »Wenn die blau leuchtet, bedeutet das wässrige Flüssigkeit. Wenn die gelb leuchtet und blinkt, bedeutet das Lösungsmittel und wenn die rot leuchtet und blinkt, bedeutet das Säure«, beschrieb der Physiker die Funktion.
Das Gerät soll bereits Ende des Jahres marktreif werden. Am Montag wird es auf der Hannover Messe erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Flüssige und cremige Stoffe dürfen aus Sicherheitsgründen nur noch in kleinen Mengen mit an Bord genommen werden. Behälter dürfen nicht mehr als 100 Millimeter fassen. Nach Angaben des deutschen Flughafenverbands ADV wandern jede Woche an den deutschen Flughäfen Waren im Wert von geschätzt zwei Millionen Euro in den Müll, meistens hochwertige Parfüms oder Spirituosen, die in unzulässigen Verpackungsgrößen im Handgepäck von Passagieren sind.

Artikel vom 14.04.2007