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Neue Qualität des Terrors

Nach den Anschlägen in Algier

Algier (dpa). Nach den blutigen Selbstmord-Anschlägen von Algier befürchten Experten weitere Attentate in Algerien vor den Parlamentswahlen am 17. Mai. Sie schließen ein Übergreifen auf Frankreich nicht aus.Abdelaziz Belkhadem: »Unser Volk geht weiter den Weg des Friedens.«
Bei den Anschlägen auf den Regierungssitz und eine Polizeizentrale in Algier waren am Mittwoch nach neuen Angaben mindestens 33 Menschen getötet worden. 57 der 222 Verletzten würden noch stationär behandelt, erklärte das Innenministerium. Von den Hintermännern fehlte zunächst jede Spur.
Der französische Innenminister François Baroin sieht durch die Anschläge in Algier die Bedrohung Frankreichs durch Terroristen bestätigt. Er rief zu »äußerster Wachsamkeit zu jeder Zeit, überall in Frankreich und unter allen Umständen« auf.
Die algerischen Terroristen hätten »zwei Feinde: die algerischen Machthaber und den Westen, vor allem Frankreich«, sagte die Terrorexpertin Hamida Layachi. Die neue Führung der in »El Kaida des Islamischen Maghreb« umbenannten »Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf« (GSPC) sei in Afghanistan ideologisch geschult. Ihr Vorbild sei der Kampf im Irak.
Während des Bürgerkriegs in den 90er Jahren mit 150 000 Toten hatten die Salafisten nur einen einzigen Selbstmordanschlag verübt. Mit ihrem Anschluss an das El-Kaida-Netz übernahm die Organisation jetzt deren Taktik und Propagandamethoden. So rekrutierte sie für die Anschläge von Algier drei Selbstmordattentäter und stellte ihre Fotos ins Internet.
Algeriens Ministerpräsident Abdelaziz Belkhadem versicherte, die Anschläge würden »den Verlauf der Wahlen kaum beeinflussen«. Der Staat wolle »die Störkapazität der Terroristen mit allen Mitteln neutralisieren«. Das Volk bleibe der Politik der nationalen Aussöhnung verbunden und werde weiter den Weg des Friedens gehen.

Artikel vom 13.04.2007