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Zimmerleute
stellen das
Fachwerk auf

Alte Balken zu 70 Prozent verrottet

Von Uta Jostwerner
und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Wer will fleißige Handwerker sehen, der muss zum Bauernhaus-Museum gehen. Dort haben Zimmerleute begonnen, das Ständerwerk für das Kinderhaus zu errichten. Mit traditionellem Werkzeug wie Stemmeisen und Klopfholz verbindet Zimmermeister Markus Keller die Balken des ehemaligen Vlothoer Fischerhauses.

Verzimmern des Fachwerks heißt der Vorgang im Fachjargon. Und obgleich Markus Keller, der zuständige Meister, jede Menge Erfahrung im Aufbau von Fachwerkhäusern mitbringt, sei die Arbeit an dem 400 Jahre alten Gebäude doch etwas besonderes. Aufgrund des guten Wetters legen die Zimmerleute an diesem Samstag eine Zusatzschicht ein. Wer mag, kann ihnen also bei der Arbeit zuschauen. Bis Mitte nächster Woche soll das Ständerwerk vollständig errichtet sein.
Von der alten Substanz des Gebäudes, das seit 1969 im Westfälischen Freilichtmuseum in Detmold eingelagert war, sind allerdings nur noch 30 Prozent erhalten. So hatten während der Lagerung Käfer den alten Eichenbalken zugesetzt. Auch die Tatsache, dass das Haus an seinem alten Standort am Weserufer mehr als 100 Jahre verputzt war, sei von Nachteil für die Balken gewesen, erläutert Museumsleiterin Rosa Rosinski: »Schädlingsbefall und Fäule konnten so nicht entdeckt werden.«
Somit haben die Zimmerer mehr als die Hälfte der Balken neu errichtet. »Die Vorderfront des Hauses ist allerdings gut erhalten und wird aus den Originalbalken aufgestellt«, sagt Markus Keller, der als Subunternehmer der Firma Häger für den Aufbau des »Gerippes« zuständig ist.
»Anschließend erhält das Haus einen Sandsteinsockel. Dann werden die Schwellen untermauert und die Fachwerke mit weich gebrannten Klinkern ausgemauert«, erklärt Joachim Lamm vom Immobilien-Service-Betrieb (ISB), der als Bauleiter verantwortlich zeichnet. Die Klinker bewirken einen optimalen Feuchtigkeitstransport. Innen erhält das Haus einen Lehmputz. Geheizt wird es wie auch schon das Café mit Flüssiggas.
Von Oktober an soll das Gebäude dann für die museumspädagogischen Kinderprojekte zur Verfügung stehen. Somit gibt es auch in den Wintermonaten genügend Platz für die beliebten Veranstaltungen.
Zuvor aber wird am Samstag, 28. April, ab 16 Uhr das Richtfest gefeiert. »Das ist als Kinderrichtfest ausgerichtet. Eine Klasse der Grundschule Ubbedissen führt dabei eine alte Klopf-Tradition mit dem Namen ÝHillibilliÜ auf«, erklärt Rosa Rosinski. Ferner wird eine Schatzsuche veranstaltet. Und natürlich gibt es den selbstgebackenen Butterkuchen aus dem Backhaus.

Artikel vom 14.04.2007