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Gemeinsam gegen den Untersee

Stiftung Natur und Initiativen legen Denkschrift zur Johannisbachaue vor

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Stausee, L712, Bundesstraße, Feizeitanlage, Autolawine - »Wenn man über alle Projekte spricht, erübrigt sich das Gespräch über die Johannisbachaue - die ist dann nicht mehr vorhanden«, sagen Martin Enderle und Dietmar Stratenwerth.

Gemeinsam mit der Vielzahl der im Raum Baumheide und Brake aktiven Bürgerinitiativen haben Stratenwerth, Vorsitzender der »Stiftung für die Natur Ravensberg«, und Autor Martin Enderle jetzt eine Denkschrift zum ökologischen und heimatgeschichtlichen Wert der Aue vorgelegt. Die Schrift umfasst sowohl die historische Entwicklung aus der ersten Besiedlung des Landschaftsraumes am Johannisbach heraus wie auch die gegenwärtige Situation und die zu erwartende völlige Zerstörung des letzten intakten Landschaftsraums am Ortsrand von Brake, wenn alle einzeln von der Politik angedachten Projekte auch tatsächlich realisiert werden.
Mehr als 200 Hektar Gelände befinden sich rund um den Hof Meyer zu Jerrendorf in städtischem Besitz. In den letzten Jahrzehnten, bilanziert Dietmar Stratenwerth, sei die Aue zu einem ständigen Spielball kommunalpolitischer Interessen geworden: »Dabei stehen die Bielefelder Umweltverbände nicht allein in ihrem Engagement, sondern sind sich der Unterstützung zahlreicher Initiativen sicher.« Neben Pro Grün, Projektkonferenz Baumheide, Initiative »Besser leben und wohnen in Baumheide«, BUND, Initiative Brake-Grafenheide, Naturwisseschaftlichem Verein, Naturschutzbund und Initiative »L712 - so nicht« zählt auch der Heimatverein Brake zum Verbund. Vorsitzender Heinz Kossiek: »Mit der Aue verliert Brake das letzte intakte Naturrefugium. Der Ort degeneriert ohnehin immer mehr zu einer Schlafstadt.«
Mit einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit, aber auch Anträgen an alle Fraktionen in der Bezirksvertretung startet die Aufklärungsarbeit der Auen-Befürworter. Die sehen beispielsweise anstelle einer »überflüssigen L712« mehr Sinn in einer Umstrukturierung vorhandener Straßen wie der Altenhagener Straße, sind mit Nachdruck gegen die Verschwenkung der Herforder Straße in die Aue hinein. Wenig Sinn sieht Karin Laker (Initiative Grafenheide) auch in landschaftsintensiven und mit hoher Verkehrsbelastung verbundenen Freizeitangeboten nach Vorbild des Obersees.
Kämpfen wollen die Initiativen mit der Stiftung gemeinsam für den Erhalt der Aue, Wander- und Inlinerwege sowie eine kleine Gastronomie auf dem Hof Jerrendorf, der bereits in städtischem Besitz ist. Nach dem Vorbild der Senner Reiherbachaue, glaubt Stratenwerth, ließe sich auch der Johannisbach wieder in seinen ursprünglichen Verlauf zurückverlegen, Staufläche erhalten.

Artikel vom 13.04.2007