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Dubiose Dachdecker
nehmen Rentnerin aus

1500 Euro für eine Stunde Arbeit verlangt


Bielefeld (WB/gge). »Wenn Sie die Arbeiten am Dach jetzt nicht machen lassen, melden wir es der zuständigen Behörde.« Mit dieser Drohung wollte ein betrügerisches Dachdecker-Quartett aus Osnabrück eine 78-jährigen Frau aus Brake am vergangenen Mittwoch 1500 Euro für eine Stunde Dacharbeiten abnehmen. Nachdem die Seniorin mit einem der Männer zur Bank gefahren und 650 Euro bezahlt hatte, wollten die zwei Türken (36) und zwei Deutschen (31 und 43 Jahre) wiederkommen, um den Restbetrag von 850 Euro zu kassieren. Als sie zum 5. Mal an der Haustür klingelten, informierte die Rentnerin die Polizei, die die Männer vom »Dachdeckerschnell-Service« gegen 10.40 Uhr festnahmen.
Sie wurden nach der Vernehmung wieder entlassen. »Sie haben nichts gesagt und wollten einen Anwalt«, erklärte Polizeisprecher Martin Schultz. Sie erhielten eine Anzeige wegen des Verdachts des Betruges. Dass vermeintlich ehrbare Handwerker über Land ziehen und Hauseigentümer »abzocken«, ist kein Einzelfall.
»Vielfach bieten sie zunächst an, die Dachrinnen zu reinigen«, weiß Dachdeckermeister Friedrich-Wilhelm Peter (77), »danach geben sie vor, es seien Riesen-Reparaturen nötig«. Die Drückerkolonnen seien »reine Geschäftemacher, die Kohle machen wollen«, warnt der Gutachter und langjährige stellvertretende Obermeister der Dachdecker- und Zimmerer-Innung davor, solche Dienste - auch wenn sie angeblich billig sind - in Anspruch zu nehmen.
In der Regel handele es sich um wilde Truppen ohne Gewerbeschein. Allerdings könne sich nach Änderung der Handwerksordnung inzwischen auch jeder ohne Meisterbrief selbstständig machen, der 15 Gesellenjahre absolviert habe. »Rauswerfen« lautet sein Ratschlag für den Umgang mit dubioser Klientel. Nur so könne man sich vor Betrügern schützen. Peter: »Seriöse Handwerker klingeln nirgendwo an, sondern kommen, wenn sie gerufen werden.«

Artikel vom 13.04.2007