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Kinder helfen Fälscherbande

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Vater und Söhne

Von Ernst-Wilhelm Pape
Detmold/Arnsberg (WB). Die internationale Fälscherbande, die der Deutschen Bahn Millionenschaden zugefügt haben soll, hat auch Kinder und Jugendliche als kriminelle Helfer eingesetzt.

Nach den Ermittlungen der Bundespolizei in Dortmund haben ein 47 Jahre alter Osteuropäer, der aus Armenien stammen soll, und seine beiden Söhne im Alter von 13 und 15 Jahren, gefälschte Schönes-Wochenend-Tickets auf Bahnhöfen an ahnungslose Reisende verkauft. Nach ersten Schätzungen beträgt der Schaden in diesem Fall mehr als 50 000 Euro. Die Täter sollen anhand von Fotos aus einer Überwachungskamera überführt worden sein.
Der 47-Jährige und seine Söhne sind im Kreis Soest wohnhaft. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Arnsberg wird gegen den Vater und seinen 15-jährigen Sohn wegen Urkundenfälschung und Betruges ermittelt. Der 13 Jahre alte Junge sei noch nicht strafmündig. Oberstaatsanwalt Werner Wolff: »Das Trio soll mit den gefälschten Fahrkarten einen schwunghaften Handel betrieben haben. Für die Fälschungen selbst kommen andere Täter in Frage, die noch gesucht werden.«
Die Bundespolizei fahndet derzeit bundesweit nach Mitgliedern der Fälscherbande, die regionale Zellen aufgebaut haben soll. Ermittlungen werden unter anderem auch in München und Hamburg geführt.
Vor dem Schöffengericht in Detmold ist gestern der Prozess gegen einen angeklagten Ticketfälscher wegen Sprachschwierigkeiten geplatzt. Das 27 Jahre alte Mitglied der internationalen Bande befindet sich seit dem 1. Dezember 2006 in Untersuchungshaft. Es handelt sich um einen Asylbewerber aus Aserbaidschan, der in Borken gemeldet ist. Dem weitgehend geständigen 27-Jährigen werden Urkundenfälschung und Betrug in 140 Fällen vorgeworfen. Er soll nicht nur gefälschte Fahrkarten an Reisende verkauft, sondern auch an Automaten Fahrkarten und Fahrplanauskünfte gezogen haben, die später manipuliert wurden.
Zudem wird gegen einen 30 Jahre alten Armenier ermittelt, der in Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke) in einer Wohnung eine Fälscherwerkstatt eingerichtet haben soll. Der Fälscher selbst, der aus Hamburg stammen soll, ist noch nicht gefasst. Von ihm ist lediglich der Name Ibor bekannt.
Der Dolmetscher aus Dortmund gab gestern während der Verhandlung an, den Angeklagten nicht richtig verstehen zu können. Vermutlich beherrsche der Aserbaidschaner besser kurdisch als seine Heimatsprache. Neuer Prozesstag ist daher der 8. Mai. Zu diesem Termin will das Gericht einen kurdischen Dolmetscher laden.

Artikel vom 13.04.2007