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Aus Briefen an die Redaktion


Wer oder was
hindert den Präses?
Das Portrait von Präses Alfred Buß anlässlich dessen 60. Geburtstag im »Schönen Wochenende« der Osterausgabe des WESTFALEN-BLATTES ist Anlass für den folgenden Leserbrief. Johannes Hoene stellt zur Besetzung der Paul-Gerhardt-Kirche fest:
Beim Lesen des Beitrages über Leben und Wirken des Präses der Westfälischen Kirche kann einem das Herz höher schlagen in der Meinung und dem Eindruck: gut, dass wir noch solch einen Menschen an der Spitze unserer Landeskirche haben.
Wer jedoch den nunmehr drei Wochen andauernden Streit um die Paul-Gerhardt-Kirche mit den vielen guten Eigenschafen und Zitaten vergleicht, die in dem Bericht über Präses Buß aufgezählt werden, kann die Welt und die Leitung unserer Landeskirche nicht mehr verstehen. Dazu seien ein paar Zitate exemplarisch zitiert.
»Der Repräsentant der Evangelischen Kirche von Westfalen sieht sich als Pfarrer und bezieht Position für die Schwachen. Dass Alfred Buß den Menschen nahe sein will, spürt man deutlich in seiner Gegenwart.« Als bodenständig, warmherzig und gelassen wird er beschrieben. »In der Kirchenordnung steht: Der Präses ist der Hirte der Gemeinde. Das ist mein Grundverständnis dieses Amtes. Bei den Menschen sein, vom Glauben her reden, ich bin gerne bei den Menschen«. »Seine Profilierung besteht im Bewahren. Er ordnet alles seinem Glauben unter und kämpft um jede Seele.«
Diese Zitate mögen genügen, um sie nun dem bisherigen Verhalten unseres Präses in dem Streit um Verkauf oder Erhaltung der Paul-Gerhardt-Kirche mit dem Gemeindezentrum unter den Gottesdiensträumen gegenüberzustellen, den eine ansehnliche Zahl engagierter Christen aus dem Gemeindebezirk und darüber hinaus aus der Umgebung führen.
Was oder wer hindert eigentlich unseren Präses daran, die cirka drei Kilometer zwischen Landeskirchenamt und Paul-Gerhardt-Kirche zu überwinden, um mit den »Kirchenbesetzern« auf Augenhöhe mal zu reden, sich vor Ort kundig zu machen und dann vielleicht sogar als Vermittler, auf jeden Fall aber als Hirte und Pfarrer seiner Kirche tätig zu werden?
Gebietet so etwas nicht bereits der allgemein anerkannte und befolgt Grundsatz bei Rechtsauseinandersetzungen »Audiatur et altera pars« (Auch die andere Seite muss gehörte werden bon zwei streitenden Seiten)?
Wieviel Vertrauen und Glaubwürdigkeit nicht nur in Amt und Person unseres Präses, sondern auch in die Botschaft Jesu würde wachsen können, wenn Präses Buß den Erhalt einer Gemeinde und ihres Gotteshauses zu seiner Chefsache machen würde!
Dass die jährlich anfallenden Unterhaltungskosten zur Weiterführung von Gottesdiensten und anderen gemeindlichen Aktivitäten von spendewilligen Gemeindegliedern und Freunden aufgebracht werden und dass es bei diesem Streit nicht darum geht »in Gebäude für die Zukunft zu investieren«, sei noch zum Schluss bemerkt.
Ich bin in tiefer Sorge um die Zukunft, das Ansehen und die Glaubwürdigkeit unserer Landeskirche nicht nur in ihren Leitungsgremien, sondern auch im Blick auf ihren Verkündigungsauftrag in Wort und Leben.

JOHANNES HOENE33649 BIELEFELD«
Traditionelle
Luftverschmutzung
Zu den Osterfeuern in Bielefeld erreichte uns folgender Leserbrief:
Jedes Jahr wiederholt sich an den Osterfeiertagen in und um Bielefeld der gleiche Umweltskandal. Unter dem Deckmantel der Tradition werden an verschiedenen Orten meterhohe Osterfeuer entfacht. Beißender Qualm und Rauch ziehen über Stadt und Land; rauben einem sprichwörtlich die Luft zum Atmen. Hustenreiz, Atemnot und tränende Augen sind für anfällige Menschen die Folgen. Und durch jede Ritze in Häuser, Wohnungen, Möbel, Gardinen und Kleidung dringt der Gestank und setzt sich fest. Noch Tage nachdem die Osterfeuer längst erloschen sind, hält sich in den WohnräumenÊein Geruch, als ob man neben einer Räucherei wohnen würde. Dies fällt natürlich nur Nichtrauchern im Besonderen auf. Vor allem das Verbrennen von frischem, saftigem und somit feuchtem Schnittgrün führt zu einer besonders für Asthmatiker bedrohlichen Konzentration von Rauchgasen.
Es ist Tatsache, dass eine zunehmende Anzahl von Mitmenschen unter chronischen Atemwegserkrankungen leidet. Besonders sind hier wieder einmal Kinder und alte Leute betroffen. Nachdem in den letzten 15 Jahren durch gesteigertes Umweltbewusstsein und strenge Vorschriften für die Industrie die Belastung der Luft mit Schadstoffen deutlich reduziert werden konnte (wer erinnert sich nicht an die Luftverschmutzungen der siebziger und achtziger Jahre) führt Bielefeld diese durch die Hintertür wieder ein.
Man kann fast allen kurzfristigen Belästigungen ausweichen, doch wenn einem über Stunden und Tage flächendeckend die Atemluft verschmutzt wird, ist man der Vergnügungssucht einiger weniger Mitmenschen schutzlos ausgeliefert.
Im Artikel "Osterfeuer als >>brandheiße<< Ausflugsziele" schreibtÊselbst die WESTFALEN-BLATT-RedakteurinÊ»Teilweise lag die Stadt vor allem am Sonntagabend unter einer dichten Rauchdecke. DieÊUmweltbelastung - und die Geruchsbelästigung - waren mitunter hoch.«
Bei allem Verständnis für gesellschaftliche Veranstaltungen und deren Nebenwirkungen - eine Kirmes verursacht auch Gerüche und Lärm - wenn es um die Gesundheitsgefährdung von Mitmenschen geht, muss dem Treiben Einhalt geboten werden.
Bei jedem Haus- und Wohnungsbrand ist die Feuerwehr mit einem Umweltmesstrupp zur Stelle und misst die Luft auf eventuell schädliche Belastungen. Bei den Osterfeuern sind die Wehrabteilungen aber selbst die Initiatoren und nicht selten auch die Profiteure. Durch den Erlös von verkauften Grillwüstchen und Getränken sowie der Annahme des Schnittgrüns wird mancher Kameradschaftsabend finanziert.
Aber auch die Bielefelder Behörden von Umwelt- und Gesundheitsamt sind massiv zu kritisieren. »Insgesamt hatte die Stadt über die Feiertage 29 Osterfeuer in Bielefeld genehmigt...«. Offenbar befanden sich ob der Inflation und zumÊZeitpunkt der Genehmigungen die werten Damen und Herren der obigen Ämter bereits im Osterurlaub.
In Zeiten, in denen für Neuwagen ein Klima-Pass (Leitartikel WB vom selben Tag) gefordert wird, in denen der Schornsteinfeger jedes Jahr auf das Mikrogramm genaue Abgasprüfungen bei den Heizungen durchführt und die Vereinten Nationen vor dem Klimakollaps warnen, werden aus Gründen der »schönen alten Tradition« in Bielefeld fast 30 Osterfeuer entfacht. Denkt denn niemand an die hierdurch entstandene zusätzliche Kohlendioxid-Belastung der Atmosphäre? Oder agiert manÊin unserer ansonsten sehr ökologisch denkenden und handelnden StadtÊnach dem Motto »einmal im Jahr darf man sündigen?« Man fragt sich unwillkürlich, ob die zuständigen Leute in Ämtern und Behörden keine aktuellen Zeitungen lesen. Wo bleibt der Aufschrei der Grünen und der Umweltschützer?
Für das nächste Jahr fordere ich:
- Reduzierung der genehmigten Osterfeuer auf eines pro Ortsteil
- Maximal 10 Osterfeuer in Bielefeld
- Strenge Messung der entstehenden Luftschadstoffe und der Rauchbelästigung durch das Umweltamt
- Ablöschen der Osterfeuer nach dem Ende der Veranstaltung durch die Feuerwehren mittels Löschschaum (kein »Ausglühen« der Feuer mehr)
- Verbot des Verbrennens von frischem Schnittgrün
- zur Verwendung kommendes Brennmaterial: mindestens 2 Jahre getrocknetes Kaminholz.

MARKUS BAUMANN33649 BIELEFELD

Artikel vom 16.04.2007