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Für Roland Staude ist das Ordnungsamt mit seinen fünf Abteilungen die städtische Behörde für Eingriffsbürokratie schlechthin, der Laie würde vielleicht vom Amt mit der größten Außenwirkung sprechen. Als »Otto Normalverbraucher« Kontakt mit dem Ordnungsamt zu bekommen, das ist im Prinzip ganz einfach. Man muss sein Auto nur falsch parken - die Politesse, die dann irgendwann das Knöllchen hinter die Windschutzscheibe steckt, ist eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes der Stadt Bielefeld. Ebenso dazu gehören beispielsweise die Ordnungshüter von der Stadtwache am Niederwall, die Fahrerlaubnisbehörde, die Führerscheine ausstellen und nach Verkehrsverstößen auch wieder einziehen kann, sowie die kommunale Gewerbeaufsicht (ist unter anderem für die Gastronomie zuständig).
Nicht alles, was von den knapp 130 Mitarbeitern des Ordnungsamtes veranlasst wird, ist für »Otto Normalverbraucher« auch auf den ersten Blick nachvollziehbar. Hundebesitzer, denen ihr verhaltensauffälliger Vierbeiner weggenommen wird, versuchen oft auf dem Klagewege vor dem Verwaltungsgericht Minden, ihr Tier zurück zu bekommen. Und wie aggressiv so mancher Autofahrer reagiert, wenn er ein Knöllchen am Wagen entdeckt, davon können die Politessen, im Amtsjargon Verkehrsüberwachungshelfer genannt, ein Lied singen.
Das und einiges andere mehr möchte der neue Chef des Amtes, der die vergangenen Jahre im Büro des Oberbürgermeisters für Bürgerbeschwerden, Sicherheit und Ordnung sowie das Personalmanagement zuständig gewesen ist, ändern. »Die Mitarbeiter sind wesentlich besser als ihr Ruf«, sagt Roland Staude. Mit Öffentlichkeitsarbeit will der 41-Jährige den Bielefeldern künftig erklären, warum in einem bestimmten Fall ein Verwarn- oder Bußgeld verhängt worden ist, wie es sich mit dem konkreten Fall verhält, was andere daraus lernen können.
Das man als Ordnungsamtsleiter mit Dienstsitz im Ravensberger Park nicht unter Langeweile leiden wird, ist Roland Staude völlig klar. Er freue sich auf eine spannende Aufgabe. Wobei gleich mit Amtsantritt mehrere nicht eben kleine Projekte auf ihn warten.
Das ist zum einen der Fall mit der so genannten Tüte (Ein- und Ausgang zur Stadtbahnhaltestelle Hauptbahnhof). Die Alkoholiker-, Randalierer- und möglichst auch die Drogenszene soll aus dem Bereich zwischen Stadthalle und Hauptbahnhof verschwinden. Noch lässt die Resonanz auf den Ersatztreffpunkt an der Bahnbrücke an der Schildescher Straße zu wünschen übrig (Das WESTFALEN-BLATT berichtete). »Wir wollen einerseits die Tüte von der Szene freihalten und müssen andererseits Akzeptanz für die Schildescher Straße erzeugen«, stellt Staude klar, dass beim Konzept für den neuen Treffpunkt in Steinwurfweite zur Stadtwerke-Zentrale noch das eine oder andere nachzubessern ist.
Zum zweiten will der neue Amtsleiter die Zustände in der Kfz-Zulassungsstelle an der Mindener Straße ändern. »In Spitzenzeiten müssen Kunden bis zu 194 Minuten warten«, weist er auf einen gravierenden Missstand hin. Schon in der kommenden Woche, kündigt Staude an, werde es erste Gespräche dazu geben, wie es besser werden kann. Die Möglichkeiten reichten von einer dezentralen Kfz-Anmeldung in den Bezirksämtern über einen Umbau der jetzigen Zulassungsstelle bis zur Einrichtung eines mobilen Zulassungsdienstes.
Und Staudes drittes große Projekt sind das Ordnungsamt und seine Mitarbeiter selbst. Wer gute, kundenorientierte Arbeit leisten soll, der soll auch die entsprechenden Bedingungen dafür vorfinden. »Die technische Ausstattung in den Büros muss verbessert werden. Da gibt es großen Nachholbedarf«, stellt der neue Chef klar.

Artikel vom 14.04.2007