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Erfahrener Jurist soll jetzt
im Kirchenstreit schlichten

FDP übernimmt Vermittlerrolle - Kein Montagsgespräch

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Im Streit um die besetzte Paul-Gerhardt-Kirche in Bielefeld soll jetzt ein Jurist schlichten. Diesen Vorschlag haben die FDP-Bundestagsabgeordnete Grudun Kopp und der FDP-Kreisvorsitzende Thomas Seidenberg am Freitag den Beteiligten unterbreitet.

Die Liberalen denken dabei auch schon an eine bestimmte Person, wollten den Namen des 64-Jährigen aber noch nicht offiziell bekannt geben. Nur so viel: »Es handelt sich um einen Juristen, der Erfahrung mit Konfliktbewältigung und einen Bezug zur Evangelischen Kirche hat.« Die ausgeguckte Person habe auch bereits ihre Einwilligung gegeben, zwischen der Bürgerinitiative für den Erhalt der Kirche auf der einen und dem Kirchenkreis sowie der Kirchengemeinde Neustadt-Marien, die das Gotteshaus entwidmet hat und an die Jüdische Kultusgemeinde verkaufen will (das WESTFALEN-BLATT berichtete) auf der anderen Seite zu vermitteln. »Präses Buß hat dieses Angebot abgelehnt, fühlt sich zu sehr Partei«, erklärte Gudrun Kopp.
»Keiner weiß, wie es weitergehen soll. Und wer sich auf die Rechtslage zurückzieht, muss sich fragen lassen: Was ist die nächste Eskalationsstufe?«, begründete die 56-jährige Liberale ihr Engagement. Eine Zwangsräumung wolle schließlich niemand. Denn, so Kopp, »das wäre der absolute Supergau!«
Kirchenleitung und Besetzer werden an diesem Wochenende von dem FDP-Vorschlag unterrichtet. Das Gespräch auf Einladung von Superintendentin Regine Burg am kommenden Montag wird vermutlich nicht stattfinden. »Was soll es auch bewirken, wenn beiden Seiten erneut nur ihre Positionen darstellen?« fragt sich nicht nur Thomas Seidenberg. Auch der Sprecher der Bürgerinitiative, Hermann E. Geller (66), sieht darin wenig Sinn. Zuerst müssten die Strafanzeigen wegen Hausfriedensbruchs zurückgenommen werden, betonte er.
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat das Verfahren inzwischen wegen Befangenheit -Êunter den Besetzern befindet sich ein Vorsitzender Richter des Landgerichts - an Kollegen in Hamm abgegeben. Astrid Weyermüller erklärte für den Evangelischen Kirchenkreis, man könne frühestens Montag zum FDP-Vorschlag bezüglich eines Mediators Stellung nehmen. Dann sei auch die Superintendentin aus dem Osterurlaub zurück.
Für Seidenberg, selbst Mitglied der Kirchengemeinde Neustadt-Marien, ist der Streit ums Gotteshaus keine rein innerkirchliche Angelegenheit. Spätestens, wenn der Umbau der Kirche Thema im Rat werde, gehe es um die Veränderung des Stadtbildes, seien die Kommunalpolitiker gefordert. Der Antrag auf Landesförderung seitens der Stadt Bielefeld ist über Ostern in Düsseldorf eingegangen.
Die Besetzer haben für Sonntag, 10 Uhr, wieder zum Gottesdienst in die Pau-Gerhardt-Kirche eingeladen.

Artikel vom 14.04.2007