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Stammzellen
gegen Diabetes

Erste Studien mit jungen Patienten

Chicago (dpa). Nach einer experimentellen Behandlung mit körpereigenen Stammzellen konnten junge Diabetiker zeitweise auf Insulinspritzen verzichten.

Die Therapie habe 14 von 15 Patienten mit Typ-1-Diabetes im Frühstadium vorübergehend von den Spritzen befreit, berichten Mediziner der Universität von São Paulo (Brasilien). Bei einem Zuckerkranken halte der Effekt sogar bereits seit fast drei Jahren an, heißt es in der Studie. Der Wirkmechanismus ist allerdings noch unklar.
Bei Typ-1-Diabetes, der überwiegend junge Menschen trifft, richtet sich das körpereigene Immunsystem gegen die Insulin produzierenden Zellen und zerstört sie. Betroffene müssen sich lebenslang Insulin spritzen. Der Typ 1 macht bis zu zehn Prozent aller Diabetesfälle aus. Die Ärzte um Julio Voltarelli wählten 14- bis 31-jährige Patienten aus, bei denen erst kürzlich Diabetes diagnostiziert worden war, so dass bei ihnen noch nicht alle Insulin produzierenden Betazellen zerstört waren.
Das brasilianische Team entnahm dann Blutstammzellen aus dem Rückenmark der Zuckerkranken. Anschließend wurde deren Immunsystem mit hoch dosierten Medikamenten stark unterdrückt. Schließlich spritzten die Ärzte den Probanden ihre eigenen Stammzellen zurück in die Vene, erklärten die Forscher in ihrer Veröffentlichung in dem amerikanischen Fachblatt »JAMA« (Bd. 297, S. 1599) des amerikanischen Ärzteverbands.
Sieben Probanden konnten für mindestens ein halbes Jahr auf die Insulinspritzen verzichten, vier für mindestens 21 Monate und einer für mindestens 35 Monate. Zwei weitere Patienten, bei denen die Therapie erst spät angeschlagen habe, seien für einen beziehungsweise für fünf Monate die Spritzen los gewesen, berichten die Ärzte. Bei einem Patienten schlug die experimentelle Therapie gar nicht an.
Drei Probanden erlitten allerdings schwere Nebenwirkungen, einer davon eine Lungenentzündung und zwei andere hormonelle Störungen.
Eine weitere Beobachtung sei notwendig, um die Dauer der Insulinunabhängigkeit und den Wirkmechanismus der Prozedur zu klären, schreiben die Autoren nach Abschluss der ersten Studien. Darüber hinaus seien kontrollierte medizinische Studien und weitere biologische Untersuchungen nötig, um die Bedeutung des Verfahrens für die Zukunft und den Beitrag der Blutstammzellen zu den beobachteten Veränderungen einzuschätzen.

Artikel vom 13.04.2007