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»Wenn man mich
nicht will, soll
man das sagen«

Schwimmen: Chaos um Madsen

Berlin (dpa). Deutschlands Schwimmsport droht 16 Monate vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking trotz des Berliner Rekordfestivals das Chaos. Wegen interner Grabenkämpfe könnte Cheftrainer Örjan Madsen das Schiff verlassen.
»Wenn man mich nicht will, dann soll man mir das sagen«, erklärte Madsen zum Abschluss der deutschen Meisterschaften in der Hauptstadt. »Ich bin bereit, das Team auf erfolgreiche Spiele einzustimmen und vorzubereiten. Wenn man aber meint, dass andere das besser können, will ich nicht im Wege stehen.« Der Sportwissenschaftler hat das Gefühl, dass man ihn »abschießen« will. »Es ist nicht meine Aufgabe, gemocht zu werden«, sagte er, »wenn ich 51 Prozent hinter mir habe,reicht das. Grabenkämpfe aber schaden den Sportlern - und das werde ich nicht zulassen.« Dazu droht das Fernsehen mit dem Rückzug, Sponsor adidas könnte folgen.
Im Wasser bekamen die Schwimmer 14 Tage nach der verpatzten WM von Melbourne die Kurve. Deutsche Bestmarken durch Thomas Rupprath in 23,46 Sekunden über 50 m Schmetterling, Kamil Kasprowicz in 2:00,47 Minuten über 200 m Lagen, Marco di Carli in 48,88 Sekunden über 100 m Freistil und Birte Steven in 2:25,33 Minuten über 200 m Brust sowie Klasseleistungen von Britta Steffen und Annika Lurz sorgten am Wochenende für einen versöhnlichen Abschluss. Der 37 Jahre alte Mark Warnecke beendete seine Karriere als Vorlauf-Sieger.
Britta Steffen sehnte sich nur noch nach Ruhe. »Ich bin so kaputt, ich brauche endlich eine Pause, sonst bin ich ausgebrannt«, sagte die WM-Dritte aus Berlin. Die 53,57 Sekunden über 100 Meter Freistil wären in Melbourne Silber wert gewesen. Die WM-Zweite Annika Lurz (Würzburg) überzeugte in 1:56,26 Minuten über 200 m Freistil. Die Zeit von Birte Steven über 200 m Brust hätte zu WM-Silber gereicht. »Ich wusste schon vor der WM, dass ich diese Zeit schwimmen kann«, sagte die Hamburgerin.
Rupprath verfehlte über 50 m Schmetterling nur um 8/100 Sekunden den Europarekord. »Es zeigt, dass ich noch schnell schwimmen kann«, sagte der 29-jährige Rostocker. Über 50 m Rücken ließ er in 25,14 Sekunden Sieg Nummer drei folgen. Der Hannoveraner Kasprowicz knackte über 200 m Lagen die 14 Jahre alte Bestmarke von Christian Keller. Der große Verlierer war Europarekordler und Europameister Helge Meeuw. Der Frankfurter, im Vorjahr fünffacher Titelträger, ging leer aus. Andreas Lösel (Erlangen) gewann nach den 200 m Brust in 1:01,79 auch die 100 m.
Als »Titel-Hamster« betätigte sich Daniela Samulski. Die Wuppertalerin schwamm nach ihren Siegen über 100 m Schmetterling und 100 m Rücken auch zum Titel über 50 m Schmetterling.

Artikel vom 16.04.2007