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Ein echter Klassiker für Groß und Klein

Der bekannte Schriftsteller und Zeichner Wilhelm Busch wäre diesen Sonntag 175 geworden

Hannover (dpa). Als Maler sah Wilhelm Busch sich gescheitert, denn zu Lebzeiten wurde kein einziges seiner Gemälde ausgestellt. Als Zeichner wurde er dagegen so berühmt, dass ihm selbst der deutsche Kaiser zum 70. Geburtstag gratulierte. Diese Bronze-Büste zeigt den Stammvater des Comics im Alter.

Der Schriftsteller, Zeichner und Maler wurde in dem kleinen Dorf Wiedensahl in der Nähe von Hannover geboren. Und zwar vor 175 Jahren - am 15. April.
Wilhelm Busch ist nach Ansicht des Dramatikers Rolf Hochhuth »der einzige Klassiker überhaupt, der sowohl als Zeichner als auch Dichter Kindern wie Erwachsenen den gleichen Spaß macht.« Seine Geschichten sind mehr als hundert Jahre alt. Deshalb gilt er als einer der »Väter« der Comics überhaupt. »Wilhelm Busch hatte sogar großen Einfluss auf Walt Disney«, erzählt Joachim Neyer, der Direktor des Wilhelm-Busch-Museums in Hannover. Der Amerikaner Walt Disney ist der Erfinder von »Mickey Mouse« und »Donald Duck«. Bei »Max und Moritz« hat sich der Amerikaner viel abgeguckt, sagt der Fachmann.
An den deutschen Schulen spielen die Bildergeschichten von Wilhelm Busch dagegen keine große Rolle. »Er ist für prüfungsrelevante Fragestellungen weniger geeignet«, räumt Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes ein. »Schulisch war Busch noch nie hoch angesiedelt, die Schüler kennen die Geschichten nur von daheim« sagt Kraus.
Der Geburtstag wird nichts desto trotz im Bundesland Niedersachsen ganz groß begangen. Besonders die Landeshauptstadt Hannover feiert den 175. Geburtstag des Vaters von »Max und Moritz« mit zahlreichen Ausstellungen, Musikveranstaltungen und Führungen. Ein Höhepunkt ist die Kammeroper »Die fromme Helene« des jungen britischen Komponisten Edward Rushton, ein Auftragswerk der Staatsoper Hannover. Unter dem Motto »Pessimist mit Schmetterling« ist im hannoverschen Wilhelm-Busch-Museum derzeit eine Doppelausstellung (das WESTFALEN BLATT berichtete) zu besichtigen. Die Schau »So viel Busch wie nie« umfasst 247 Ölbilder sowie 144 Zeichnungen und beleuchtet die unbekannte Seite des Künstlers als Landschaftsmaler. Die zweite Ausstellung »Avantgardist aus Wiedensahl« (bis 18. November) beweist, wie modern Busch war. In der zweiten Jahreshälfte geht es um Buschs Erben. Es werden unter anderem Arbeiten zweier Manga-Künstlerinnen und des Kölner Comiczeichners Ralf König gezeigt. Das umfangreiche Programm geht bis ins nächste Jahr hinein, denn am 9. Januar 2008 jährt sich der Todestag des vielseitigen Künstlers zum 100. Mal.
Aber nicht nur die Landeshauptstadt feiert den Dichter, der die deutsche Sprache mit seinen Aphorismen geprägt hat. Fans können auf den Spuren des eigensinnigen Künstlers beinahe durch ganz Niedersachsen pilgern. Vom Geburtshaus in Wiedensahl nördlich von Stadthagen über seine zweite Heimat Lüthorst im Weserbergland bis hin zur Wilhelm-Busch-Mühle in Ebergötzen. In dem Ort bei Göttingen »beging der Lausbub jene Streiche, die er in der Bildergeschichte Max und Moritz verewigte«, sagt die Germanistin Susanne Simon, die in Ebergötzen des Wilhelm-Busch-Museum leitet. Das ist in eben jener Mühle untergebracht, deren Müller Max und Moritz am Ende ihrer Streiche »rickeracke mit Geknacke« schroten. Der Schriftsteller selbst bekannte einst: »In Ebergötzen verlebte ich die schönsten Jahre meiner Kindheit«. Mit der Geschichte der beiden Lausbuben Max und Moritz gelang Wilhelm Busch der schriftstellerische Durchbruch. 1700 Goldmark erhielt der Stammvater des Comics damals für das heute weltweit bekannte Kinderbuch. »Das entsprach zwei Jahresgehältern eines Handwerkers. Für Busch war das viel Geld«, betont Kurt Grohs vom Förderverein des Wilhelm-Busch-Museums.

Artikel vom 14.04.2007