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Pächter unterliegt
festen Regeln
Zum Streit zwischen der Kunsthalle und dem Betreiber von »Schäfers Café« gingen etliche Leserbriefe ein. Matthias Müller schreibt unter anderem:
Das von Bernd Schäfer betriebene Café in der Kunsthalle ist Teil einer der am stärksten frequentierten und angesehensten kulturellen Institutionen dieser Stadt, dazu eines denkmalgeschützten Gebäudes von besonderer architektonischer Bedeutung. Schäfer zieht kommerziellen Nutzen aus dieser privilegierten Situation. Der Pächter unterliegt einer vertraglich festgelegten Regelung, die bestimmt, dass das Café stilistisch und konzeptionell den Belangen der Kunsthalle gerecht zu werden hat. Darüber befindet der Hausherr.
Dass Schäfers Verletzungen dieser Regelung bis 1994, also in die Amtszeit von Dr. Weisner zurückreichen und bereits damals zu Konflikten führten, wurde in der Berichterstattung bislang zur Fußnote gemacht. Derartige Defizite, vor allem aber die Solidaritätsbekundungen von Teilen der Bielefelder Politik, drängen den Verdacht auf, dass hier eine perfide Kampagne geführt wird.
Ich kann beim besten Willen in diesem Café keine konzeptionelle oder stilistische Antwort auf die Architektur Philip Johnsons oder die Ausstellungspolitik von Dr. Kellein erkennen. Sind wir wirklich so wenig phantasiebegabt, uns keine der Kunsthalle adäquatere Lösung vorstellen zu können als den Status Quo?
Offenbar wird das Café von loyalen Stammgästen getragen, die Bernd Schäfer gewiss an jeden anderen Standort in dieser Stadt folgen würden. Ich finde es abwegig, die harten »Schicksale« von angeblich arbeitslos werdenden Mitarbeitern Schäfers zu beschwören.
Seit langem wird versucht, den Eindruck einer Privatfehde Dr. Kelleins gegen Schäfer zu erwecken. Tatsächlich ist Dr. Kellein erst dann aktiv geworden ist, als ihm zahlreiche Beschwerden seiner eigenen Mitarbeiter über Versäumnisse, Überschreitungen und einen grundsätzlichen Mangel an Kooperationsbereitschaft Schäfers vorlagen. Es sollte im Sinne des sozialen Friedens in jeder Institution sein, solchen Beschwerden nachzugehen - wenn andere Mittel versagen mit Hilfe der Justiz.
MATTHIAS MÜLLER33602 BIELEFELD
Der rechtlich
vorgesehene Weg
Ebenfalls zur Auseinandersetzung um »Schäfers Café« erreichte uns diese Leserzuschrift:
So wie ich den Streit zwischen der Kunsthalle und Schäfers Café sehe, handelt es sich darum, dass es im Verlauf des Mietverhältnisses zu Unregelmäßigkeiten von Seiten des Mieters, also Bernd Schäfer, gekommen ist und dass die Zusammenarbeit der beiden Parteien nicht zufriedenstellend abgelaufen ist. Es ist also einer dieser ganz normalen, alltäglichen Konflikte zwischen Mieter und Vermieter, die offensichtlich ein weiteres Zusammensein unmöglich machen und deshalb beim Vermieter den Wunsch hervorrufen, das Mietverhältnis aufzulösen, respektive, wie in diesem Fall, nicht zu verlängern. Es ist mitnichten eine Provinzposse, sondern einfach der rechtlich vorgesehene Weg, eine Räumungsklage anzustreben, wenn kein Einvernehmen zustande kommt. Ebenfalls im gängigen Recht verankert ist die Möglichkeit, eine Instanz weiter zu gehen, wenn man seine Anliegen unvollständig beurteilt glaubt. Dem Ansehen Herrn Kelleins oder der Kunsthalle Bielefeld schadet das überhaupt nicht.
Die aufgeregte öffentliche Anteilnahme zugunsten Herrn Schäfers, der sich in der unbestritten unangenehmen Situation eines möglichen Lokalwechsels befindet, ist für ihn bestimmt sehr wohltuend. An der Sachlage geht sie aber leider vorbei.

VERA BRÜGGEMANN 33613 BIELEFELD
Verunglimpfung
unerhört

Dem selben Thema widmet sich auch der folgende Brief:
Ich finde es unerhört, wie in den letzten Tagen ein Kunsthallendirektor, der sich um die Stadt Bielefeld außerordentlich verdient gemacht hat, verunglimpft wird. Seit vielen Jahren arbeitet Herr Dr. Kellein mit seiner in- und externen Kunsthallenmannschaft im Team harmonisch und erfolgreich zusammen; nur mit dem Restaurationsbetrieb gibt es seit Jahren pausenlos Ärger. Das soll alles nur an Dr. Kellein liegen? Da lachen ja die Hühner. Es wird langsam Zeit, dass die Bürgerschaft, der an der vorzüglichen Arbeit Dr. Kelleins etwas liegt, und die ihn nicht aus Bielefeld vertrieben sehen möchte, sich zu dem Thema äußert und Position bezieht.
DAGMAR LOEWEBIELEFELDUmgang ist
wenig »christlich«
Mit dem Streit um die Paul-Gerhardt-Kirche befasst sich der folgende Leserbrief:

Als evangelischer Christ verfolge ich nun schon seit geraumer Zeit den Streit um die Übername der Paul-Gerhardt-Gemeinde in die Gemeinde der Neustädter Marien-Kirche und die Schließung der Paul-Gerhardt-Kirche.
Es ist schon eigenartig, dass die »Amtskirche« derart viele Mitglieder verliert, dass sie ihre Rettung nur darin sieht, Kirchen zu schließen, wohingegen Freikirchliche Gemeinschaften zum Teil eben diese Kirchen kaufen, neue Kirchen bauen oder ihre Gotteshäuser erweitern.
Mir erscheint ganz allgemein der Umgang der Kirchenleitung mit den Gemeindegliedern weniger »christlich« als eher »weltlich« geprägt zu sein. Ein großer Teil der Gemeindearbeit ist wohl inzwischen die »Verwaltung« der Gemeinde-Mitglieder. Daraus folgen dann schon mal »einsame Entschlüsse«, ohne vorher mit der betroffenen Gemeinde »brüderlich« geredet zu haben. Bei »Kirchens« muss es doch möglich sein, schon im Vorfeld gegensätzliche Ansichten auszugleichen, so dass es gar nicht erst zu solchen Konfrontationen kommt. Es geht nicht an, sonntags die »Bergpredigt« zu halten und montags die Staatsanwaltschaft gegen protestierende Gemeindeglieder zu rufen.
Leidtragende von Schließungen sozialer Einrichtungen, dazu zähle ich auch die Kirchen mit ihrer Jugendarbeit und mit ihren Treffpunkten für alle Gemeindeglieder, sind in der Regel die sozial Schwachen, Kinder, Jugendliche und Alte. Wenn nun das Argument kommt, die Gemeinde nimmt das Angebot nicht mehr an, sollte einmal geprüft werden, woran das liegt. Könnte es sein, dass die Kirche keine Ausstrahlungskraft mehr hat?
DIETRICH WESTENFELDER33605 BIELEFELD

Artikel vom 13.04.2007