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Verein »Brake kulturell«
will noch viel bewegen

Jetzt werden neue Mitglieder und Sponsoren gesucht

Von Uta Jostwerner
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Alle reden von Dezentralisierung. In Brake wird gehandelt. In Bielefelds nord-östlich gelegenem Stadtteil hat sich im vergangenen Jahr ein Verein namens »Brake kulturell« gegründet, dessen engagierte Mitglieder angetreten sind, das Kulturleben des abgeschiedenen Ortsteils neu zu beleben. Und die Bilanz nach wenigen Monaten kann sich sehen lassen.

Johano Strasser, 68er-Revoluzzer und Präsident des PEN-Clubs, war schon zweimal da, um aus seinen Werken zu lesen. Das Orchester der Universität hat ein klassisches Konzert gegeben. Ferner wurde ein Rockkonzert veranstaltet, und das Kindermusical »Der kleine Eisbär« zog 300 Zuschauer in seinen Bann. Im Mai kommt der Krimiautor Uwe Bekemann, im August gastiert das Improvisationstheater »Knall auf Fall« im »Birders«, im September spielt das »Collegium musicum« im Gemeindesaal, und im Oktober wird Bielefelds bekannter Kabarettist Heinz Flottmann Braker Eigenheiten aufs Korn nehmen.
»An Ideen für ein abwechslungsreiches Kulturprogramm mangelt es uns nicht«, sagt Vorstandsmitglied Horst Klatt und merkt an, man müsse dennoch »dicke Bretter bohren«, wenn man Brake als Kulturveranstaltungsort bekannt machen wolle. Vor allem die Jugend sei schwer zu erreichen. Gleichwohl wolle man auch diese Zielgruppe gewinnen und ihr spezielle Angebote unterbreiten.
Das ist auch sinnvoll, bedenkt man, dass Brake ein wachsender Ortsteil ist. »Wir haben jetzt knapp 9000 Einwohner. Das sind 1000 mehr als noch vor zehn Jahren, und die Tendenz ist weiter steigend«, betont Gerhard Wäschebach, erster Vorsitzender. Viele Familien mit Kindern haben in Brake gebaut, und auch junge Erwachsene wie Kristina Horstmann haben die Vorteile des verkehrstechnisch günstig zwischen Herford und Bielefeld gelegenen Stadtteils entdeckt.
Nach ihrem Lehramtsstudium an der Uni Bielefeld zog die gebürtige Bünderin vor vier Jahren nach Brake. Als sie in der Zeitung einen Aufruf las, dass ein Treffen kulturinteressierter Bürger stattfinden sollte, ging sie hin. »Es war nett«, sagt Kristina Horstmann und wurde flugs zur zweiten Vorsitzenden gewählt. Nun hilft sie mit, für die neuen und alten Braker eine kulturelle Lücke zu schließen, die entstand, als der Verein »Braker Ortsveränderung«, der zwischen 1985 und 1995 ein attraktives Kulturprogramm auf die Beine stellte, seine Aktivitäten einstellte. »Hinzu kam, dass auch der ÝFreundeskreis MusikÜ der evangelischen Kirche vor ein paar Jahren aufhörte zu existieren«, sagt Gerhard Wäschebach. So lief in Brake kulturell nichts mehr.
Bis ein paar Übriggebliebene der »Braker Ortsveränderung« die Initiative ergriffen und ihren alten Verein umkrempelten. Weil in der Bevölkerung großes Interesse an einem Verein bestand - das hatte eine öffentliche Informationsveranstaltung gezeigt -, der für frischen Wind in der eingeschlafenen Kulturszene sorgte, wurde aus der »Braker Ortsveränderung« der Verein »Brake kulturell«. Mit neuer Satzung und neuen Mitgliedsbeiträgen, die bei zehn Euro Jahresbeitrag so niedrig liegen, dass auch einkommensschwache Bürger beitreten können. »Sozialverträglichkeit war uns von vornherein wichtig«, sagt Horst Klatt. Bei 60 Mitgliedern jedoch ist der finanzielle Handlungsspielraum immer noch bescheiden. »Wir brauchen daher dringend mehr Mitglieder«, betont Klatt. Aber auch auf Sponsoren sei man angewiesen, wenn man weiterhin ein anspruchsvolles Programm für alle Altersgruppen anbieten wolle.
Und daran hält der Verein fest, der sich auf seine Fahnen geschrieben hat, kulturell etwas von Brakern für Braker zu machen und damit auch die Identität Brakes und die Identifikation der Bürger mit ihrem Stadtteil zu stärken.

Artikel vom 12.04.2007