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Von Michael Diekmann

Bielefelder
Optik

Stadt der Ideen und Konzepte


Ein positives Ergebnis vorweg: Das bestechende Jahresergebnis der Stadthalle steht für die engagierte Arbeit des ganzen Teams, für die gute Konzeption der Halle und den beinharten Wettstreit mit Konkurrenten in anderen Städten. Allerdings: Je besser das Ergebnis der Halle, desto gravierender, in welch turbulentem Umfeld der Stadthallendampfer eigentlich unterwegs ist. Er hat, wie die ganze Innenstadt, vielfältig mit den Irrungen und Wirrungen der städtischen Verwaltung zu kämpfen.
Ein Blick reicht: Im »Wellenbad« vor der Halle, auf Rasen gebettet, campiert die hochprozentige Szene bei sommerlichem Wetter schon frühmorgens an Bielefelds zentralem Bahnhofsvorplatz, während der von den Rathausstrategen angedachte Alternativstandort an der Bahnunterführung Schildescher Straße verwaist ist. Drei Karren Schotter und zehn Sträucher machen noch keine Verlagerung. Insbesondere, wenn sie genau dort hinführt, wo eigentlich ein sicherer Durchgang ins Bahnhofsviertel entstehen sollte.
Die Geschäftsleute rund um das Leinenmeisterhaus sind verzweifelt, fühlen sich allein gelassen, investieren hohe Summen in die Sicherheit und die ihrer Kunden. Während sich die Stadt ganz und gar nicht um ihre Seite des Bahnhofsplatzes kümmert. Zugegeben: Auf die Bahn ließ sich stets trefflich schimpfen. Aber die hat ihre Aufgaben erledigt. Der wahre Schock ereilt Bielefelds Besucher erst, wenn sie von der Bahn in die Stadtbahn wollen und sich mitten in der »Tütenszene« am Zugang wiederfinden.
Der zweite Blick ist auch nicht besser: Freitagmittag, zum Start in das erste sommerliche Wochenende (Thema Bielefeld macht Spaß) starrt das Viertel rund um den Willy Brandt-Platz vor Dreck und Unrat. Als Abfallbehälter missbrauchter Brunnen, im Rasen zuwachsendes Altpapier, einfach klasse. Übrigens: Auch am verkaufsoffenen Sonntag glänzte die Bahnhofstraße schon am Nachmittag mit überquellenden Abfalleimern. Tolle Visitenkarte.
Eine solche ist es auch, wenn die internationalen Busreisenden täglich am Bahnhofsvorplatz aussteigen und wenig später in den Grünanlagen gegenüber eine besondere Spezies von Publikum lagern sehen. Bielefeld ist stark expansives Ziel für internationalen Busverkehr. Die Reisenden kommen nicht nur aus Osteuropa, sogar aus Paris an den Teutoburger Wald. Um so mehr sollte man bemüht sein, dem internationalen Publikum eine ansprechende Visitenkarte bieten. Armes Bielefeld.

Artikel vom 14.04.2007