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Zecken haben dieses Jahr Hochsaison

Mediziner erwarten nach mildem Winter mehr Fälle von Borreliose und Hirnhautentzündung

Bielefeld (sas). Das Wetter wird schöner, der Mensch in Garten, Wald und Flur aktiver. Und mit ihm die Zecken. Ihre Saison hat bereits begonnen, in Süddeutschland wurden die ersten fünf Fälle von Hirnhautentzündung, die durch die kleinen Sauger übertragen wurden, bekannt. Aber nicht nur Hirnhautentzündung, sondern vor allem die Borreliose droht nach einem Zeckenbiss.

»Je nach Region sind fünf bis 35 Prozent der Zecken mit Borrelien infiziert«, sagt Dr. Ruth Delius, Leiterin des Bielefelder Gesundheitsamtes und ergänzt, dass man sich die Borreliose auch in unseren Breiten holen kann. Immerhin erkranken 0,3 bis 1,4 Prozent derer, die vom »Holzbock« gebissen wurden, daran.
Die Erkrankung beginnt mit einer wandernden Hautrötung um die Bissstelle. »Das ist ein klares Indiz. Vorbeugend sollte dann mit Antibiotika behandelt werden.« In der Regel ist die Infektion damit gut in den Griff zu bekommen. Anderenfalls können Gelenke, das Herz und das Nervensystem betroffen werden, im Extremfall kann es zu Hirnhautentzündungen und Lähmungen kommen. »Da die Borrelien Bakterien sind, ist eine vorbeugende Impfung nicht möglich«, sagt Kinderarzt Thomas Gleichauf.
Das ist anders bei der durch die Zecken übertragene Hirnhautentzündung (Frühsommer-Meningoencephalitis, kurz FSME). »Wer in Risikogebiete reist, sollte sich impfen lassen«, sind sich Delius und Gleichauf einig. Risikogebiete sind zum Beispiel Bayern und Baden-Württemberg, Kärnten, Ungarn und Tschechien; dort kommt auf 1000 Zeckenbisse ein FSME-Fall. In Nordrhein-Westfalen droht dagegen keine Gefahr.
Drei Spritzen sorgen für einen guten Impfschutz. Die ersten beiden werden im Abstand von vier Wochen gegeben (und bieten bereits einen recht guten Schutz, wie Gleichauf betont), die dritte Spritze gibt es zwölf Monate später. Im Gegensatz zu früheren Jahren wird der Impfstoff sehr gut vertragen. »Nebenwirkungen gibt es nicht.« Dennoch, so Gleichauf, werde die FSME-Impfung Kindern nicht empfohlen: »Sie kommen im Falle einer Erkrankung im Gegensatz zu Erwachsenen ohne bleibende Schädigung davon«, sagt der Kinderarzt. »Ein Erwachsener mit FSME ist arm dran.«
Generell erwarten die Fachleute in diesem Jahr viele Zecken, die in hohem Gras oder Gebüsch lauern: »Sie und ihre Wirte, vor allem die Mäuse, haben den milden Winter gut überlebt, die Populationen werden hoch sein und damit das Infektionsrisiko«, sagt Ruth Delius. Schon im vergangenen Jahr ist die Zahl der FSME-Erkrankungen von 432 (im Jahr 2005) auf 547 Fälle hochgeschnellt.
Vorbeugend hilft geschlossene und helle Kleidung. Wichtig ist auch, sich nach Aufenthalten im Freien genau zu untersuchen. »Kinder sollten am Abend gründlich abgesucht werden - auch hinter den Ohren«, sagt Gleichauf. Eine festgebissene Zecke sollte mit einer Pinzette entfernt werden - möglichst rasch und ohne sie zuvor mit Öl oder Wachs zu beträufeln. »Um so geringer ist das Risiko, dass sie in die Bisswunde spuckt«, sagt Gleichauf. Sicherheitshalber sollte die Einstichstelle desinfiziert und einige Wochen beobachtet werden.

Artikel vom 12.04.2007