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Wort zum Sonntag

Heute von Pfarrer Dr. Dr. Markus Jacobs

Markus Jacobs ist Pfarrer in der katholischen Kirchengemeinde Heilig-Geist.

Religionen sollte man nicht nur nach ihrer eigenen Ausbreitung beurteilen. Viel wichtiger ist, ob ihre Botschaft in der Welt Kraft entwickelt! Wenn man dieses Kriterium anlegt, ist das Christentum mit der Botschaft der Auferstehung in der Welt ungeheuer erfolgreich, sein Erfolg nimmt sogar ständig zu. Somit bringt Gott in unserer Welt seine unüberbietbar hoffnungsfrohe Nachricht fortlaufend stärker zur Geltung. Immer mehr von uns Menschen, die wir sehr wohl endliche Wesen sind, verlieren die Angst vor dem Abreißen aller Liebe.
Die Auferstehung ist die zentrale Glaubensaussage der Christen. Dabei muss man zwei Aspekte unterscheiden: die Auferstehung Jesu und die Auferstehung der Toten, also der Verstorbenen überhaupt. Beide hängen aber sehr eng miteinander zusammen.
Zumindest die Auferstehung der Toten ist heute eine Überzeugung, die auch außerhalb des Christentums von vielen Menschen geglaubt wird, einige Religionen haben sie ganz übernommen.
Die heiligen Schriften des Judentums, die zur Zeit Jesu »offiziell« galten, sprachen noch nicht von einem Leben über den Tod hinaus. Statt dessen waren langes Leben in der Welt und Fortleben in den Nachkommen Inbegriffe der Heilsvorstellungen. Führende Kreise wie die Sadduzäer vertraten vehement einen nüchternen Glauben, der auf alle Hoffnungen verzichtete, die dem Menschen noch eine Perspektive über den Tod hinaus gegeben hätten. Mit ihnen geriet Jesus öfter in Streitgespräche. Andere religiöse Gruppen innerhalb des Judentums hatten erste zaghafte Vorstellungen über ein Leben nach dem Tod gebildet. Die frühen Christen konnten solche Ansätze sehr geschickt aufgreifen (Apostelgeschichte 23). Heutzutage ist auch im Judentum die Auferstehung selbstverständlicher Glaubensinhalt. Diese Entwicklung ist gewissermaßen im Schlepptau des sich ausbreitenden Christentums voran gegangen.
Noch auffälliger aber stellt sich dieselbe Sachlage im Hinblick auf den Islam dar. Der Islam geht ohne alle Einschränkungen und wie selbstverständlich von einer Auferstehung der Toten aus. Ebenso finden sich in der islamischen Glaubenslehre die Überzeugung, bei einem »Jüngsten Gericht« vor Gott Rechenschaft ablegen zu müssen. Einzelheiten und bildliche Vorstellungen mögen sich unterscheiden, die Kernaussage bzw. die Überzeugung von Auferstehung in die Ewigkeit Gottes ist aber ohne Einschränkung geglaubt. Hier ist die Wirkung der christlichen Botschaft noch stärker: Mohammed hat im 6. Jahrhundert nämlich diese christliche Basisüberzeugung wie so vieles andere direkt - bis in die Sprachregelungen hinein - aus der ihm vom Hörensagen bekannten Bibel und der Verkündigung christlicher Gruppen in der arabischen Wüste übernommen.
Christentum, Judentum, Islam - sie alle haben mit dem Motor der christlichen Verkündigung Hoffnung auf ein Leben in der Ewigkeit Gottes in unsere Welt getragen. Selbst östliche Religionen haben unmerklich begonnen, die Kernaussage christlicher Heilslehre in ihr Denken und Hoffen aufzunehmen.
Warum einzig das Christentum wirklicher Motor dieser alles überstrahlenden Hoffnung in unserer Welt werden konnte: weil Christen wie die Apostel und andere frühe Zeugen als einzige auch tatsächlich die Auferstehung Jesu als Erfahrung mitbrachten. Sie trugen die Erinnerung über Begegnungen mit Jesus nach seiner Auferstehung in ihrem Herzen, das konnte ihnen niemand nehmen. Sie diskutierten nicht wie manche andere über ein religiös erbauliches Thema, sie hatten es erlebt!
Dass unser aller Auferstehung erst durch die liebende Hingabe Gottes in Jesus Wirklichkeit wurde, wird selbstverständlich von anderen Religionen so nicht geglaubt.
Auch das Geheimnis von Leid und Erlösung, also das Geheimnis des Kreuzes hinter aller österlicher Lebensfreude ist vielen bis heute jene »Torheit« geblieben, von der schon Paulus sprach. Aber Gott hat seine erlösende Botschaft trotzdem in unserer Welt verankert. Von ihr Zeugnis abzulegen, bleibt bis heute der zentrale Auftrag der Christen.

Artikel vom 14.04.2007