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Artist stirbt
nach Absturz

Verfahren wegen fahrlässiger Tötung

Oberhausen/Bielefeld (dpa). Zwei Wochen nach seinem Sturz vom Hochseil im Zirkus »Flic Flac« ist ein 39 Jahre alten Artist in der Nacht zum Mittwoch gestorben. Das teilte der Zirkus in Oberhausen mit.
Der Kolumbianer hatte sich am 1. April beim Fall aus neun Metern Höhe bei einem Gastspiel in Dortmund schwere Kopf- und Rückenverletzungen zugezogen. Er war zunächst kurz ansprechbar, fiel aber danach ins Koma. Am Oster-Wochenende hatte sich sein Zustand dramatisch verschlechtert. Die für gestern geplante Vorstellung des Zirkus wurde abgesagt. Danach sei es der Artistengruppe freigestellt, ob sie vorerst auf Auftritte verzichte, sagte Zirkussprecherin Iris Vollmann.
Die genauen Hintergründe des Unfalls sind noch unklar. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln wegen fahrlässiger Tötung. Die Leiche des Artisten werde heute oder morgen obduziert, sagte eine Sprecherin der Dortmunder Staatsanwaltschaft. Zirkussprecherin Iris Vollmann hatte kurz nach dem Unfall erklärt, der Artist sei nach dem Auftritt aus unbekannten Gründen noch einmal aufs Seil zurückgegangen. Das Sicherungsnetz am Boden war zu diesem Zeitpunkt bereits eingerollt. Gestern wollte sie sich zum Ablauf nicht mehr äußern. Auch die Sprecherin der Staatsanwaltschaft machte keine weiteren Angaben: »Die Vernehmungen laufen.«
Der nordrhein-westfälische Zirkus aus Bocholt wirbt als »Extrem- und Powerzirkus« mit spektakulären Nummern, die nicht ohne Risiko sind. »Unsere Zuschauer wissen, dass sie bei uns immer wieder etwas ganz Neues, Verrücktes und absolut Aufsehenerregendes erleben«, sagt Zirkusgründer Benno Kastein. Im neuen Programm »No Limits« hatte die Gruppe des verunglückten Artisten eine Menschen-Pyramide mit sieben Artisten auf dem Hochseil formiert, was als Weltklasse-Nummer gilt. Allerdings sind in dem Zirkus seit 2003 aber auch schon sechs Artisten verunglückt. Fast immer gab es Knochenbrüche und schwere Verletzungen, nun den ersten Todesfall.
Im März 2003 war bei einem Sprung auf dem so genannten »Todesrad« ein 23-Jähriger in Essen gestürzt. Im April 2003 stürzte bei einer Vorstellung in Köln ein 21-jähriger Hochseilartist aus zehn Metern Höhe auf den Boden. Im Februar 2004 stürzten in Münster Vater und Sohn der Artistengruppe »Camadi« aus acht Metern Höhe ab. Im August 2004 fällt in Bielefeld nach einem missglückten dreifachen Salto am Trapez ein 22-jähriger Akrobat auf den Manegenboden und wird mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
www.flicflac.de

Artikel vom 12.04.2007