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»Ich weiß, worum es im
Abstiegskampf geht«

Armine Abdelaziz Ahanfouf bricht sein Schweigen

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). In den Fan-Foren tippen sich Arminias Anhänger die Finger wund. Alle fragen sich: Was ist bloß mit Ahanfouf los? Wochenlang war vom Angreifer des Fußball-Bundesligisten nichts mehr zu hören, nichts mehr zu lesen - und schon gar nichts mehr zu sehen.

Seinen letzten Kurzeinsatz hatte er gegen Bochum (1:3), seitdem ist Sendepause. Erst jetzt äußert sich der Stürmer (zwei Saisontore) zu seiner Situation. »Fußball«, sagt er, »ist zu 90 Prozent Kopf, zu zehn Prozent Fuß. Und ich habe Kopfschmerzen, weil ich nicht spielen darf.« Andere wie David Kobylik oder Robert Tesche profitierten von den Trainerwechseln. Der Marokkaner nicht. »Seit Thomas von Heesen weg ist, ist es für mich nicht mehr so gut gelaufen.«
Denn obwohl der Stürmer unter von Heesen kein Spiel von Beginn an machte - ein Wadenbeinbruch kostete ihn nahezu die komplette Hinrunde -, hatte er immer das Gefühl: »Dieser Trainer weiß, was ich kann.« Doch als er Anfang des Jahres seinen Rückstand aufgeholt zu haben schien, warf von Heesen in Bielefeld die Brocken hin.
Zwar kam Ahanfouf unter Nachfolger Frank Geideck gegen Bochum noch zu seinem sechsten Einsatz. Doch der ist bis heute sein letzter. »Ich hatte mir eine Chance ausgerechnet, danach in Cottbus von Beginn an zu spielen, aber ich war nicht mal im Kader. Da wusste ich: Frank baut nicht auf mich. Unter ihm hatte ich meine schwerste Phase.« »Probleme, sich psychisch auf den Abstiegskampf einzustellen«, warf Geideck Ahanfouf vor. Noch heute schüttelt der mehrfache Nationalspieler den Kopf. »Ich habe mit Duisburg, Rostock, Unterhaching gegen den Abstieg gespielt. Ich weiß, worum es geht«, versichert Ahanfouf.
Doch auch Geideck-Nachfolger Ernst Middendorp tut sich offenbar schwer, das zu glauben. Wohl auch, weil Ahanfouf wegen gesundheitlicher Probleme noch keine komplette Trainingswoche unter ihm absolvierte. Doch jetzt ist der 29-Jährige nicht nur fit. Er glaubt auch, »dass meine Chancen zu spielen wieder größer sind«.
Gestern sprach Middendorp der Mannschaft ein Pauschallob für ihr konzentriertes Arbeiten aus. Ahanfouf durfte sich einbezogen fühlen. Doch weil der Trainer nur mit einer Spitze spielen lässt und fast alle Kicker fit sind, wird es für den gebürtigen Rüsselsheimer schwer, den Angriffsplatz einzunehmen. Er sagt: »Ich kann auch links oder rechts spielen. Hauptsache, ich komme wieder rein.«
Bisher hatte sich der Spieler mit Äußerungen zu seiner Situation in der Öffentlichkeit zurückgehalten. Und zwar bewusst. »Wenn ich jetzt für Unruhe sorge und wir steigen ab, bringt das gar nichts. Das Wichtigste ist, dass Arminia drin bleibt. Ich würde nur gern helfen.« Er plant, nach dem Spiel am Samstag gegen Eintracht Frankfurt das Gespräch mit Middendorp zu suchen, denn: »Ich weiß im Moment nicht, woran ich bin.« Einen Wechsel schließt er nicht aus. »Wenn ich merke, dass ich nicht richtig gebraucht werde, muss ich mir Gedanken machen.«
Zwei Jahre läuft Ahanfoufs Vertrag beim DSC noch. Anfragen anderer Erstligisten lägen ihm vor. Für ihn, den Arminia vor der Serie ablösefrei vom MSV Duisburg holte, würde eine Ablöse fällig. Vorausgesetzt, Arminia ließe ihn ziehen. Steigt der Verein ab, stellt sich diese Frage nicht. Ahanfoufs Vertrag gilt nur für die 1. Liga.

Artikel vom 12.04.2007