26.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Neuer Name für alte
Idee der Einheitsschule

SPD-Modell bedient lediglich die Ideologen


Zu dem Artikel »SPD so radikal wie noch nie in NRW - Gemeinschaftsschule reagiert auf Anmeldungen und Umdenken anderswo«:
Das neue Modell der SPD kann nur als neue Hülle für die alte Idee einer Einheitsschule bewertet werden. Es fragt sich doch, ob ideologisch geprägte Bildungsdebatten über Strukturreformen den Schulen und vor allem den Schülern nützen. Schaut man beispielsweise nach Großbritannien, das in den 1970er und 1980er Jahren alles auf die Gesamtschule gesetzt hat. Danach fand man sich in den internationalen Leistungsvergleichen auf den unteren Plätzen wieder. In den letzten Jahren reformierten die Engländer deshalb in Richtung Dezentralisierung und Bildungswettbewerb. Heute stehen sie unter den zehn Besten in Europa.
Viele Studien zeigen doch klar und deutlich, dass leistungsstärkere Schüler klar benachteiligt werden. Zwei besondere »Knackpunkte« sind dabei die gemeinsame Orientierungsstufe der Klassen 5 und 6 und die theoretische Möglichkeit, aus der Sekundarstufe eine integrierte Schulform zu machen. Der Bildungsforscher Roeder, der das Projekt »Schulleitung« leitete, hat zum Beispiel am Anfang des 7. Jahrgangs Leistungsdaten aus den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik bei mehr als 12 000 Schülern aus 427 Gymnasien erhoben. Ein Teil dieser Schüler hatte sechs Grundschuljahre erlebt (ähnlich der Orientierungsstufe), der Rest war nach vier Jahren aufs Gymnasium gewechselt. Das Ergebnis: Die Schüler, die früh gewechselt hatten, zeigten zu Beginn der Klasse 7 in Deutsch, Englisch und Mathematik einen Wissensvorsprung vom mehr als einem Jahr.
Um eine bessere Lernqualität an den Schulen zu erreichen, ist es erforderlich, die Schüler bei ihrem Lernen individuell zu unterstützen. Dafür benötigen wir überschaubare, kleine Lerngruppen sowie engagierte und kompetente Lehrkräfte, denen die Könnens- und Verstehens-Fortschritte ihrer Schüler am Herzen liegen und die zudem in der Lage sind, die klassischen Instrumente der Lehrkunst ebenso einzusetzen wie moderne Formen eines kooperativen Lernens.
Man kann es nicht oft genug betonen: Politiker sollten endlich aufhören, ihre Ideologien vor vernünftige Entscheidungen zu stellen.
JOSEF SCHRECKENBERG33142 Büren

Artikel vom 26.04.2007