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Brückenbau statt großer Sprünge

Burkhard Budde ist evangelischer Pfarrer.


Friedensstifter sind keine Moralapostel, die mit unsichtbarem Heiligenschein und gekrümmtem Zeigefinger umherlaufen. Auch keine Sozialromantiker, die mit gutem Gewissen Schuld auf sich laden, indem sie ihre Hände in Unschuld waschen. Und auch keine Gutmenschen, die alles mit sich geschehen lassen, um nur keine Unruhe zu schaffen.
Friedensstifter, die sich als Kinder Gottes und nicht als Supermenschen verstehen, werden als aktive Brückenbauer gebraucht. Denn der reißende Strom der Arroganz und Ignoranz, der Gleichgültigkeit und Selbstgerechtigkeit, kann gemeinsames Leben auf Dauer vergiften. Der Sog des Neides und der Angst gefährdet das Leben. Und die Untiefen der Feindschaften und des Hasses zerstören Leben.

U
m nicht selbst ins Schwimmen zu geraten, sind beim Brückenbau Pfeiler notwendig: die Gewissheit eines Hafens der letzten Geborgenheit und des Sinns. Die Hoffnung auf ein Ufer ständiger Neuanfänge und neuer Entdeckungen. Vor allem die Liebe zum Meer der Liebe Gottes, da es die Kraft zur Annahme und zum Widerspruch, zur Freiheit und zur Verantwortung schenkt.
Diese Brücke fällt nicht vom Himmel; sie ist auch keine Einbahnstraße. Wohl aber bietet sie die tragfähige Möglichkeit einer freiwilligen Veränderung, um das Leben gemeinsam zu meistern.
Manchmal helfen nicht große Sprünge, sondern viele kleine Schritte zum Glück. Und jeder Brückenbau beginnt mit dem ersten Schritt.
Burkhard Budde

Artikel vom 12.04.2007