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Nur ein glatter Schnitt bringt schnellen Erfolg

Alte Obstbaumarten durch Veredeln verbreiten

Gadderbaum/Dornberg (-er). Gebannt verfolgen 80 Augenpaare, wie Hans-Joachim Bannier das Messer ansetzt. Ein glatter Schnitt ist wichtig, schärft der Baumspezialist seinen Zuschauern ein.

Der Traum von üppiger Obsternte, vom eigenen Baum im eigenen Garten, ungespritzt natürlich - Gartenbesitzer möchten ihn gern verwirklichen. Hans-Joachim Bannier kann dabei helfen, denn in den zurückliegenden Jahren hat er ein umfangreiches Wissen über heimisches Obst angesammelt. An der Dornberger Straße wird sein Wissen sichtbar: im lebenden Museum für alte Obstsorten. Denn seit Jahren nutzt er seine beruflichen Einsätze als Fachmann für Baumschnitt ganz allgemein, um alte Sorten aufzuspüren. Kaum ein Baumbesitzer, der ihm verweigerte, ein paar Reiser mitzunehmen. Fachkundig vermehrt entstand so ein Obstbaum-Museum: 200 alte deutsche Obstsorten, die vom Aussterben bedroht sind, weil die moderne Obstbauern nur noch drei bis vier Sorten kultiviert.
Dabei sind unter den alten Sorten viele, die auf das Klima in unseren Breiten optimal abgestimmt sind. Und solche, die sich als robust und sehr widerstandsfähig gegen Pilze, Krebskrankheiten und Insektenbefall erwiesen haben. »Optisch machen sie vielleicht nicht soviel her«, versucht Bannier eine Erklärung. Denn Aussehen, leichte Handhabung und EU-Richtlinien bestimmen auch den Markt.
Wer eine alte Sorte »retten« möchte, kann einen vorhandenen Baum entsprechend veredeln. Und was dabei zu beachten ist, demonstrierte Bannier gestern vor Anfängern und Fortgeschrittenen. Schritt für Schritt erläuterte er die verschiedenen Techniken, wies auf Fallstricke und Fehler hin. Bis zur erfolgreichen Ernte werden dann allerdings noch Jahre vergehen. Aber überzeugte Gartenfreunde wissen, dass nicht alles in einem Sommer gedeiht. Da braucht es nicht nur gute Pflege und etwas Dünger - vor allem ist eine große Portion Geduld vonnöten.

Artikel vom 12.04.2007