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»Sechser« mit der Nummer 17

Champions League: Mark van Bommel ist Münchens wichtigster Mann

Von Klaus Lükewille
München (WB). Nein, schadenfroh ist Mark von Bommel (29) nicht. Aber ein bisschen stolz, das schon. Denn seinem ehemaligen Arbeitgeber, dem bereits gescheiterten Titelverteidiger FC Barcelona, bleibt in der Champions-League nur noch die Zuschauerrolle.

Der Niederländer steht dagegen weiter auf dem Platz. Er steuert mit dem FC Bayern München heute gegen den AC Mailand (20.45 Uhr/Premiere) das Halbfinale an, er dürfte in dieser Partie einer der Hauptdarsteller sein. Bei den Spaniern galt van Bommel zuletzt nur noch als Reservebesetzung. Einen Stammplatz konnte der Mittelfeldmann in dem Star-Ensemble um Ronaldinho, Eto'o und Deco nicht erkämpfen, also suchte er sich einen neuen Verein.
Der FC Bayern zahlte im August 2006 eine Ablösesumme von sechs Millionen Euro, van Bommel unterschrieb einen Vertrag bis 2009. »Das war die richtige Entscheidung. Ich fühle mich in München inzwischen sehr wohl«, sagt er heute. Denn nach einer Anlaufzeit von drei, vier Monaten akzeptierten ihn die Kollegen als »Kopf« im Mittelfeld. »Ich habe gewusst, dass Mark uns helfen wird«, freut sich Manager Uli Hoeneß.
Allerdings: Die Rolle des Michael Ballack, der die Bayern nach der WM in Richtung Chelsea verließ, die kann er nicht spielen. Der Kapitän der deutschen Nationalelf war kreativer und vor allem auch torgefährlicher, erzielte in seiner letzten Bundesliga-Saison immerhin 14 Treffer. Van Bommel bringt es bisher erst auf vier Tore.
Aber sein Wert für die Mannschaft wird anders gemessen. Der markige Mark gibt den Antreiber und Abräumer im Mittelfeld. Ein klassischer »Sechser«, der die Nummer 17 auf dem Trikot trägt. Wenn es in der Zone zwischen den Strafräumen zur Sache geht, ist van Bommel immer ganz dick mit im Geschäft. Da lässt er auch schon mal ganz gern das Bein stehen, rempelt, langt zu, provoziert und protestiert.
»So einen brauchen wir. Das ist internationale Härte«, sagt Bayern-Präsident Franz Beckenbauer. Der »Kaiser« weiß, dass es auf höchstem Niveau nicht reicht, wenn man nur »schön« spielt. Er selbst, ein Super-Techniker, konnte auch ordentlich austeilen, wenn es mal sein musste.
Mit dem rustikalen Spiel-Stil bewegt sich van Bommel jedoch nicht selten im farbigen Bereich. Und so kommt es immer wieder zu Konfrontationen mit den Unparteiischen - oder den Fußball-Gerichts-Instanzen. Seine letzten beiden Champions League-Auftritte sorgten für Schlagzeilen und hatten Nachspiele. Das Anschlusstor zum 2:3 in Madrid feierte der Niederländer mit einer provokanten Geste. Erstes Urteil: Er kickte nur noch auf Bewährung und handelte sich im Rückspiel prompt die Gelb-Rote Karte ein. Zweites Urteil: In der nächsten Partie musste er zuschauen.
»Die Jungs haben aber auch ohne mich in Mailand eine gute Vorstellung abgeliefert, das Ergebnis ist doch okay«, sagt van Bommel vor dem Hit gegen die Italiener. Heute mischt er selbstverständlich wieder mit. Und wie! Denn das Traumziel heißt Athen, da steigt das Finale. Hier durfte der Mittelfeldmann im Mai 2006 schon einmal mitfeiern. Barcelona besiegte FC Arsenal in Paris 2:1, er stand damals sogar in der Anfangsformation. Einen Platz, den van Bommel nicht behaupten konnte. In München zählte er dagegen sofort zur ersten Elf.
Nur für das Oranje-Team, da läuft der 40-fache Nationalspieler nicht mehr auf. Nach der WM gab es Stress mit dem Trainer. Mark Peter Gertruda Andreas van Bommel, so viele Vornamen hat der wirklich, erklärte seinen Rücktritt. Erst wenn Marco van Basten weg ist, dann kommt er wieder.

Artikel vom 11.04.2007