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Eine gemeinsame Telefonnummer

Ansprechpartner: Muslime in Deutschland gründen Koordinierungsrat

Köln (dpa). Ein Herr mit Brille und Fliege, gebürtig aus Stettin, erhebt den Anspruch, bis zum Herbst für die deutschen Muslime zu sprechen. Ayyub Axel Köhler, der 1963 zum Islam übertrat, ist Sprecher des neu gegründeten Koordinierungsrates der Muslime.
Soll er den Muslimen in Deutschland erstmals ein Gesicht geben: Ayyub Axel Köhler.

In dieser Funktion soll er den Muslimen erstmals ein Gesicht geben - so wie Kardinal Karl Lehmann als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz die Katholiken vertritt und der EKD- Ratsvorsitzende Wolfgang Huber die Protestanten.
Bisher hatten die deutschen Muslime keine gemeinsame Telefonnummer. Wenn Sabine Christiansen über Parallelgesellschaften oder Kopftücher talken wollte, fehlte ein führender Repräsentant der Muslime. Es gibt zwar einen Zentralrat der Muslime, aber auch einen Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland, eine Türkisch-Islamische Union, eine Islamische Gemeinschaft und einen Verband der islamischen Kulturzentren. Und jede dieser Organisationen ist wiederum ein Dachverband für andere Vereine und Moscheengemeinschaften.
Wenn Islam-Kenner diese Zersplitterung erklären sollen, holen sie weit aus und verweisen darauf, dass die Religion kurz nach dem Tode des Propheten Mohammed auseinander driftete. Deshalb sei es für Muslime grundsätzlich schwierig, mit einer Stimme zu sprechen. »Wir sind stolz darauf, eine pluralistische Theologie zu vertreten«, sagt Bekir Alboga, Dialogbeauftragter der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) in Köln. »Nach islamischer Auffassung existieren mehrere Wahrheiten nebeneinander.«
2006 hatte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) deutlich gemacht, wie sehr er sich einen einzelnen Ansprechpartner wünschte. Gleichzeitig hatten die Muslime das Gefühl, ohne ein Mindestmaß von Einheit gegenüber anderen Religionsgemeinschaften und Interessengruppen ins Hintertreffen zu geraten.
Für einen richtigen Dachverband hat es am Ende nicht gereicht, nur für einen losen Kooperationsverbund vier großer Organisationen. »Es hat sich gezeigt, dass ein Alleinvertretungsanspruch nicht möglich ist«, sagt Köhler. Deshalb wird er in einem halben Jahr als Sprecher von dem Ditib-Vorsitzenden Sadi Arslan abgelöst: »Man kann sich ja vielleicht auch an vier Gesichter gewöhnen.« Das Amt des Sprechers wird reihum von den Vorsitzenden der vier beteiligten Organisationen wahrgenommen.

Artikel vom 12.04.2007