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Vor Eskalation des
Terrors gewarnt

Europol-Bericht zur Lage in Europa

Brüssel (dpa). Der Direktor der europäischen Polizeibehörde Europol, Max-Peter Ratzel, hat vor einer Eskalation des Terrorismus in Europa gewarnt.
»Wir müssen aufpassen«: Max-Peter Ratzel.
Im vergangenen Jahr hätten Terroristen in Europa fast 500 Mal zugeschlagen. In den allermeisten Fällen entstand dabei jedoch nur Sachschaden, heißt es im ersten Europol-Bericht zu Situation und Trends des Terrorismus in Europa. Ratzel stellte den Bericht gestern im Europäischen Parlament vor. Er warb zugleich für eine neue Rechtsgrundlage für die Behörde.
Die Schwere der Attentate war Ratzel zufolge höchst unterschiedlich. »Aber wir müssen aufpassen, dass diese Dinge nicht weiter eskalieren«, sagte der Europol-Chef. Nur ein einziger der 498 aufgeführten Anschläge in elf EU-Ländern hatte laut Europol-Bericht einen islamistischen Hintergrund. Dabei ging es um die Kofferbomben in Deutschland. Hinter 424 Attentaten steckten separatistische Gruppen, vor allem in Frankreich und Spanien.
Ratzel plädierte im Innenausschuss des Parlaments dafür, seiner Behörde auch Befugnisse zum Vorgehen gegen Hooligans, Serienmörder und Anbieter von Kinderpornografie zu geben. Bisher darf Europol nur tätig werden, wenn grenzüberschreitende Organisierte Kriminalität hinter einem Verbrechen steckt. Das sei zum Beispiel bei Hooligans nicht der Fall. Die Einschaltung von Europol hätte hier aber einen »Mehrwert für alle Mitgliedstaaten«, meinte Ratzel.
Unterstützung bekam Ratzel vom Vorsitzenden der Europol-Gruppe im Ministerrat, Michael Niemeier. Drei Änderungen der Europol-Aufgaben hätten insgesamt sieben Jahre gebraucht. »Hier muss schneller reagiert werden können.« Der federführende Abgeordnete Agustín Díaz de Mera von der EVP mahnte in seinem Bericht dazu jedoch eine größere demokratische Verantwortlichkeit der EU-Polizeibehörde an.

Artikel vom 11.04.2007