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Laufen als Strafarbeit

Arminia hat das Remis in Berlin visuell aufgearbeitet

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Die Videoanalyse dauerte eine gute halbe Stunde. Punktgenau wies Co-Trainer Frank Geideck die Arminen auf die Defizite im Spiel gegen Hertha BSC hin. »Man kann die Versäumnisse auch in Worte ausdrücken, aber sie zu zeigen ist einfach besser«, erklärte Chefcoach Ernst Middendorp.

Bevor gestern die praktische Vorbereitung auf die nächste Hausaufgabe gegen Eintracht Frankfurt begann (Sa. 15.30 Uhr), arbeitete der Bielefelder Trainerstab das 1:1 im Berliner Olympiastadion visuell noch einmal mit der Mannschaft auf. »Es geht nicht darum, irgendwelche Spieler an die Wand zu klatschen, sondern sie auf Versäumnisse und Defizite hinzuweisen«, erläuterte Middendorp. So bemängelte er die Ballzirkulation. »Wir haben die Kugel zu oft zu schnell wieder abgegeben.«
Artur Wichniarek musste einsehen, dass in der Schlussphase der zweiten Halbzeit ein Abspiel auf den freien Kollegen Kamper besser gewesen wäre, als der eigene Torschuss. Middendorp: »Da war ein bisschen zu viel Egoismus im Spiel.« Unterm Strich waren sich indes alle Berlinfahrer einig: »Wir haben zwei Punkte liegen lassen.«
Vom praktischen Teil der gestrigen Trainingseinheit wurden fünf Spieler ausgeschlossen. Neben Ahanfouf, Borges, Vacek und Fischer musste auch Fatmir Vata 60 Minuten laufen. »Das ist wohl die Strafe, weil ich meine Meinung gesagt habe«, ärgerte sich der Al-baner. Wie diese Zeitung bereits gestern berichtete, hatte sich Vata auch darüber beklagt, dass er in Berlin nicht zum Kader gehörte. Middendorp begründete die Laufeinheit mit der Aufarbeitung von Defiziten. Vatas »öffentliches Wehklagen« interessierte ihn nicht. »Das ist Fatmirs individuelle Vorstellung.«
Ballbehauptung und Zweikampfhärte waren auch gestern die Schwerpunkte in der Übungseinheit. Als Heiko Westermann dem Kollegen Ioannis Masmanidis etwas rustikal den Ball vom Fuß grätschte und der deutsche Grieche spontan aufschrie, wenig später aber weiterlief, lobte Middendorp den Abwehrspieler: »Bravo Heiko, gut gemacht.«
Neben Vata hatte sich auch Masmanidis zuvor beklagt, dass er derzeit nicht zum 18er-Kader gehöre. Via einer Fachzeitung ließ er schon mal mitteilen: »Wenn man nicht auf mich setzt, müssen wir uns trennen. Es gibt andere Vereine, die mich wollen.« Middendorp lässt auch diese Äußerung kalt: »Ich habe es nicht gelesen, weil es mich auch nicht interessiert.« Er hat nur den Nichtabstieg im Blick.

Artikel vom 11.04.2007